Die Vererbung bei Kanarienvögeln
von Thomas Müller & Uwe Feiter.
Einleitung: Johann Gregor Mendel & Julius Henniger
Zielgerichtete Kanarienzucht setzt bei jedem Züchter genetische Kenntnisse voraus. Diese Ausarbeitung soll grundlegende Kenntnisse zur Vererbung nahe bringen und versteht sich nicht als wissenschaftlicher Vortrag. Die ersten Grundgedanken zur Vererbung erhielten wir vom Augustinerpater Johann Gregor Mendel, der bereits Mitte des 19. Jahrhunderts Kreuzungsexperimente mit Pflanzen vornahm und damit ein heute noch gültiges Konzept bezüglich der genetischen Informationseinheiten, er nannte sie „Faktoren“, erstellte.
Die Anfänge bezüglich der Erforschung der Farbenkanariengenetik beruhen auf den Versuchen von Dr. Hans Duncker, der bereits um 1930 die bei Kanarien auftretende Scheckung versuchte mittels Faktoren zu erfassen. Das wohl bedeutendste Werk bezüglich der Farbenkanariengenetik stellt jedoch sicherlich das 1962 erschienene Lehrbuch für Farbenkanarien- und Mischlingszüchter „Farbenkanarien“ von Julius Henniger dar, das zu seiner Zeit wohl als einziges Komplettwerk dieser Art bezeichnet werden konnte. Alle bis dahin bekannten Erbfaktoren handelte Henniger in diesem Werk ab.
Jedoch sind seitdem weitere fünf neue Mutationen (eumo, onyx, phaeo, kobalt und topas) sowie die weitere Verdünnungsvariante satinet und die Variante Superoxidation aufgetreten. Da sich diese nicht ohne weiteres in Hennigers System einbauen lassen, werden einige Modifikationen des Altsystems erforderlich.
Verwandte Henniger in seinem System für dominante Faktoren Großbuchstaben und für rezessive Faktoren kleine Buchstaben, so erweist es sich aus heutiger Sicht sinnvoll, jede Form von Mutation mit einem kleinen Buchstaben auszudrücken. So weist der Wildvogel alle bekannten Faktoren als Großbuchstaben auf.
Weiterhin setzt das Auftreten verschiedener Mutationen auf ein und demselben Genort (mutiple Allelie) voraus, dass der Formelbuchstabe für den entsprechenden Genort mehrfach verwandt wird. Hieraus resultierend bietet sich an, das eigentliche Mutationskürzel dem Formelbuchstaben für den Genort hochgestellt anzufügen. Hierdurch lassen sich auch die dann auftretenden Intermediärvögel bezüglich ihrer Vererbung darstellen.
Bei allem heute verfügbarem Wissen, sollten unsere gesamten züchterischen Bemühungen jedoch stets geprägt bleiben durch den Leitsatz:
Zucht heißt: Denken in Generationen
Übersicht bekannter Erbfaktoren

Dominant vererbende Faktoren. Faktorenbeschreibung
h Haubenfaktor / Vererbung frei dominat

Faktorenbeschreibung:
Der Haubenfaktor bewirkt einen an einem Mittelpunkt zentriert angeordneten, runden Federwirbel auf dem Oberkopf des Vogels. Die unterschiedliche Haubenform und Haubenausprägung wird jeweils durch Selektion beeinflusst.
* der Letalfaktor ist zudem tierschutzrechtlich verboten!


f Fettfarbeentwicklungsfaktor / Vererbung frei dominant

Faktorenbeschreibung:
Die Mutation, die zu den dominant weißgrundigen Kanarien führte, ist auf eine
Informationsänderung des Gens zurückzuführen, welches die Fettfarbenentwicklung steuert.
Der Vogel erscheint weißgrundig, wobei sich lediglich in den äußeren Schwungfedern
Fettfarbe als Anflug einlagert. Dieser Anflug kann als unvollständige Dominanz des
einfaktorigen dominant weißgrundigen Vogels gesehen werden.
* der Letalfaktor ist zudem tierschutzrechtlich verboten!


i Intensitätsfaktor/Fettfarbtiefe / Vererbung frei dominant

Faktorenbeschreibung:
In der Kanarienzucht unterscheiden wir die Schimmel-Feder und die intensive Feder. Jedem Vogel muss eine der oben aufgeführten Kombination (II oder Ii) zugewiesen werden.
Hierbei ist die Fettfarbe beim intensiven Vogel bis in die Spitzen der Federn abgelagert. Beim nicht intensiven Vogel hingegen ist die Fettfarbe nicht bis in die Federspitzen abgelagert und es entsteht ein fettfarbenfreier Rand, der mehr oder minder ausgeprägt ist. Bezüglich der Variationsmöglichkeiten bei der Schimmelverteilung kann eine Vielzahl fließender Übergänge von Intensiv zu Schimmel beobachtet werden. Diese reichen von Intensiv-Vögeln mit leichten Schimmelanteilen (z.B. bei gelben intensiven Weibchen mit geringstem Schimmelanflug im Unterbauchbereich), bis hin zu Schimmel-Vögeln mit Arealen die Schimmelanballungen zeigen.
* der Letalfaktor ist zudem tierschutzrechtlich verboten!


c Scheckungsfaktor / Vererbung frei dominant

Faktorenbeschreibung:
Der Scheckungsfaktor c gibt vor, ob der Vogel volle Melaninzeichnung zeigt, gescheckt ist, oder sich als aufgehellter Lipochromvogel zeigt. Der wilde Kanariengirlitz lässt sich hierbei als CC-Vogel einordnen, da ihm jegliche Anlage zu Aufhellungen abgesprochen werden kann. Da es sich bei den Lipochromvögeln um durch Selektion entstandene „aufgehellte Schecken“ handelt ist der reinerbige cc-Vogel aus heutiger Sicht eigentlich gar nicht existent, denn es würde die Genveränderung zur fehlenden Melaninausbildungsfähigkeit bedeuten. Hierdurch lässt sich wohl auch erklären, warum sich bei der Verpaarung vermeintlich reinerbiger Lipochromvögel immer wieder einmal Schecken unter den Nachzuchten befinden.


so Superoxidationsfaktor* / Vererbung frei dominant

Faktorenbeschreibung:
Das Melanin superoxidierter Vögel erscheint generell dunkler. Schwarzvögel mit Superoxidationsfaktor zeigen durch die erheblich dunkleren Hornteile die Wirkung dieses Faktors am stärksten. Bereits im Nest kann man Jungvögel mit Superoxidationsfaktor bereits an der wesentlich dunkleren Hautfarbe und an den deutlich dunkler ausgefärbten Hornteilen erkennen.
Braunvögel mit Superoxidationsfaktor erkennt man auch bereits im Nest an der dunkleren Hautfärbung und der gräulichen Färbung der Hornteile. Allerdings verblasst die dunklere Färbung der Hornteile mit zunehmenden Alter, bleibt jedoch erkennbar.
Die doppelfaktorigen superoxidierten Vögel (Piel Negra – Vögel) haben leider die Eigenschaft, dass die Jungvögel nur schwerlich groß werden und nach dem flügge werden leider ständig mausern. Daher sind sie als Zuchtvögel nicht zu gebrauchen.
*Faktor tritt nur bei Vögeln der Schwarzreihe optisch in Erscheinung
Dominant vererbende Faktoren. Verpaarungsbeispiele
Verpaarungsbeispiel 1

Verpaarungsbeispiel 2

Verpaarungsbeispiel 3

Rezessiv vererbende Faktoren. Faktorenbeschreibung
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Rezessiv vererbende Faktoren. Verpaarungsbeispiele
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Geschlechtsgebunden vererbende Faktoren. Faktorenbeschreibung
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Geschlechtsgebunden vererbende Faktoren. Verpaarungsbeispiele
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Historisches zum Thema Vererbung
Paarungsergebnisse der Farbenkanarien


Die Ostwaldschen Farbnormen

Die erblichen Gefiederfarben der Kanarienvögel


Internationale Farben-Tabelle der COM Farbenkanarien
