1,0 Schwarzbrustzeisig
Schwarzbrustzeisig, 3-jähriges Zuchtmännchen

Der kräftig gelb und schwarz gefärbte Schwarzbrustzeisig stammt aus Mittelamerika. Horst Mayer beschreibt die erfolgreiche Zucht dieses interessanten Vogels.

Schwarzbrustzeisig

Unterfamilie:
Tribus:
Gattung:
Art:

Heimat:
europ. Erstzucht:
DKB-Schauklasse:
COM-Sektion:

Carduelinae (Stieglitzartige)
Carduelini
Spinus
(Zeisige)
Spinus notatus

Syn.: Carduelis notata
Mittelamerika
1926
C-05
F2

Inhaltsverzeichnis

Meine Schwarzbrustzeisige (Carduelis notata)

Text und Fotos von Horst Mayer, Walldorf     veröffentlicht im „Der Vogelfreund“ 2/2022

Vor einigen Jahren erfüllte sich mit dem Erwerb von Schwarzbrustzeisigen ein schon lang gehegter Wunsch. Diese herrlichen Vögel begeistern mich, seit ich sie vor langer Zeit zum ersten Mal gesehen habe. Zum einen ist es ihr kontrastreiches schwarz-gelbliches Gefieder: Wenn dann noch ein Teil der Kopfbefiederung zu einer kecken Haube hochgestellt wird, bieten sie ein tolles Bild. Zum anderen erinnern sie mit ihrem langen Schnabel und vielen ihrer Bewegungen an einen meiner Lieblingsvögel, nämlich den Distelfinken. Ebenso wie der Stieglitz sind auch Schwarzbrustzeisige sehr bewegungsaktive Vögel, die nicht in kleine Käfige gehören. Gesanglich bieten sie zumindest in der Fortpflanzungszeit, wenn das Männchen mit hängenden Flügeln um sein Weibchen wirbt, auch einiges.

Schwarzbrustzeisige bewohnen in ihrer Heimat höher gelegene Koniferen- sowie gemischte Kiefern- (Pinien-) und Eichenwälder. Clement et al., 1993, geben dazu Höhenlagen von 1000 bis 2750 Meter an und del Hoyo et al., 2010, 600 bis 3000 Meter. Im östlichen Guatemala kommen die Vögel dagegen im Flachland vor, wo sie in offenen Pinienwäldern und in Savannen mit nur vereinzelten Pinien leben. Für gewöhnlich werden Schwarzbrustzeisige paarweise oder in kleinen Gruppen (Familienverbänden) angetroffen. Nach der Brutzeit schließen sich die Tiere zu größeren Schwärmen mit bis zu 200 Individuen zusammen und wandern dann auch in tiefer gelegene Regionen ab.

Als Nahrung dienen verschiedene Pflanzen- und Piniensamen, die sowohl in den Bäumen als auch am Erdboden aufgelesen werden. Wie unser Distelfink versteht es der Schwarzbrustzeisig ebenfalls, sich an Blütenköpfen festzuklammern und so die Samen direkt s den Fruchtständen herauszuklauben. Die Brutzeit fällt in die Monate Mai bis Juli. Nach del Hoyo et al., 2010, soll das Gelege aus nur zwei Eiern bestehen, was jedoch nach verschiedenen Beobachtungen in Menschenobhut üblicherweise übertroffen wird. Meist werden drei bis vier Eier gelegt.

Systematik und Verbreitung

Die wissenschaftliche Erstbeschreibung des Schwarzbrustzeisigs erfolgte durch den belgischen Ornithologen Baron Bernard Arne Leonard Du Bus de Gisignies im Jahr 1847 unter dem Namen Carduelis notata Du Bus, 1847 (Bulletin de l’Academie Royale des Sciences Bruxelles, 14 pt2 p. 106).

Der Schwarzbrustzeisig ist in drei Unterarten in Mittelamerika beheimatet. In der deutschsprachigen Literatur (Wolters, 1975-82; Bielfeld, 1981; Classen & Massoth, 1992; Robiller 2003; Barthel et al., 2020) wird der Schwarzbrustzeisig zur Gattung Spinus gerechnet, und der wissenschaftliche Name lautet Spinus notatus. Vach internationaler Systematik (Howard & Moore, 1991; Clement et al., 1993; Dickinson, 2003; del Hoyo et al, 2010) wird der Schwarzbrustzeisig zur Gattung Carduelis gezählt und wie folgt eingeteilt:

  1. Carduelis notata forreri (Salvin & Godman, 1886), West-Mexiko.
  2. Carduelis notata notata du Bus de Gesignies, 1847, Ost- und Zentral-Mexiko sowie Nord-Guatemala,
  3. Carduelis notata oleacea (Griscom, 1932), Süd-Belize bis Nord-Nicaragua (somit wohl gebietsweise auch in Guatemala, El Salvador und Honduras).

Der englischsprachige Name des Schwarzbrustzeisigs lautet Black-headed Siskin, teilweise auch Black Headed Siskin geschrieben. In den Niederlanden wird die Art Zwartkopsijs, also Schwarzkopfzeisig genannt. Dieser Name war auch in Deutschland bis Anfang der 1970er Jahre des Öfteren gebräuchlich.

1,0 Schwarzbrustzeisig2
1,0 Schwarzbrustzeisig, ca. 1 Jahr alte Nachzucht

In französischer Literatur (Armani, 1983) wird die Art Tarin ä tete noire (Carduelis notata) genannt, ebenso Chardonneret á tete noire gebräuchlich. Und neben den bereits erwähnten Unterarten wird noch eine vierte, nämlich C. n. grisconni van Rossem, Verbreitungsgebiet Mexiko, aufgelistet. Auf verschiedenen Internetseiten ist diese vierte Unterart ebenfalls zu finden.

Die Unterarten des Schwarzbrustzeisigs ähneln sich der Gefiederfärbung sehr. C. n. oleacea ist etwas dunkler als die Nominatform und C. n. forreri teilweise ein wenig heller und leuchtender gelb.

Die Größe des Schwarzbrustzeisigs schwankt zwischen 10 und 12 Zentimetern (Clement et al., 1993; del Hoyo et al., 2010). Nach Claßen und Massoth (1992) ist die Nominatform am größten, während die beiden anderen Unterarten kleiner bleiben. Mit einem Gewicht von nur 10 bis 12,2 g (del Hoyo et al., 2010) ist der Schwarzbrustzeisig ein Leichtgewicht.

Historisches aus der Literatur

Karl Ruß nennt die Art in seinem Buch aus dem Jahr 1879 „Der schwarzbrüstige Zeisig [Fringilla notata]“. Neben dem Verbreitungsgebiet (Mittelamerika und Mexiko) und einer kurzen Gefiederbeschreibung schreibt Ruß lediglich, dass dieser Zeisig noch nicht eingeführt wurde. Erwähnenswert sind zudem die aufgeführten wissenschaftlichen Namen, mit denen die Art bis dahin belegt worden war: Chrysomitris notata, Bp., Cb., Brd.; Carduelis notata, Dbs.; Fringilla magellanica, Audb., Vieill; Chrysomitris magellanica, Bp.; Sporagra notata, Gr.

Neunzig (1921) verwendet dann schon den heute noch gültigen Namen und schreibt über den „Schwarzbrustzeisig – Spinus notatus (du Bus.)“ nach einer ausführlichen Gefiederbeschreibung sowie Angaben zur Verbreitung und Nahrung unter anderem: „♂ eifriger Sänger,… ähnlich dem Stiglitzgesang, aber mit klangvolleren Tönen durchsetzt,… Gelege 3-4 … Eier (19 x 12,5 mm) … In der Heimat beliebte Käfigvögel, anfangs nach der Einführung weichlich, sonst wie andere Zeisige … ; ab und zu einzeln oder in geringer Zahl eingeführt … 1915 Mischlinge mit Kanarienweibchen … gezüchtet.“ Über diese Mischlingszucht berichtete Paul Engel, Tilsit, in der Gefiederten Welt, Heft 29/1915. Dazu schreibt er, dass es ihm gelungen sei, sieben Mischlinge vom „Mexikanischen Schwarzkopfzeisig – Spinus notatus – mit einem Kanarienweibchen“ zu züchten, und er noch nie vorher über eine solche Zucht etwas gelesen habe.

0,1 Schwarzbrustzeisig
Schwarzbrustzeisig, 2-jähriges Zuchtweibchen

Zum genauen Zeitpunkt des deutschen Erstimports konnte ich in der mir zur Verfügung stehenden Literatur lediglich bei Bielfeld (1981) eine Aussage finden. Er schrieb allerdings auch nur: „Der Schwarzbrustzeisig ist um 1910 erstmals importiert worden.“ Nach den Registern der „Gefiederten Welt“, in denen zu jener Zeit jede auch noch so kurze Erwähnung einer Vogelart sehr akribisch aufgeführt wurde, konnte ich von 1909 bis 1912 jedoch absolut nichts finden. Erst 1913 steht auf Seite 296, dass „J. Götz, kgl. bay. Hoflieferant, Neu-Ulm, mexikanische Schwarzkopfzeisige“ anbietet.

Die nächste Erwähnung in der „Gefiederten Welt“ erfolgt dann 1914 (Seite 24), wo der gleiche Händler wiederum „schwarzköpfige Zeisige aus Mexiko Männchen“ inseriert. Anscheinend hat der weiter oben bereits erwähnte Paul Engel (in „Gefiederte Welt“ Heft 29/1915) von diesem Händler sein Männchen erworben und damit wohl die ersten Nachzuchten – allerdings mit einem Kanarienweibchen – gezüchtet, denn in der „Gefiederten Welt“ 1914 (Seite 136) antwortet K. Neunzig im „Redaktionsbriefkasten“ auf einen Brief eines P. E., Tilsit: „Der Zeisig ist wahrscheinlich der Schwarzbrustzeisig – Spinus notatus … welcher im südöstlichen Mexiko, durch Guatemala bis in Honduras vorkommt …“ Somit könnte es gut möglich sein, dass der Schwarzbrustzeisig im Jahr 1914 erstmals nach Deutschland eingeführt wurde, wenn auch damals unter dem Namen „Mexikanischer Schwarzkopfzeisig“.

1,1 Schwarzbrustzeisige
1,1 Schwarzbrustzeisige, Geschwisterpaar, 9 Monate alt (links 0,1)

Interessant wird es dann im Jahrgang 1926 der „Gefiederten Welt“, denn neben einer weiteren kleinen Notiz (Seite 432) steht auf Seite 443 unter „Neue Züchtungserfolge“: „Ein hiesiger Liebhaber züchtete Erlen- x Schwarzbrustzeisige, und ihm gelang auch die Züchtung von reinen Schwarzbrustzeisigen.“ Auf Seite 560 werden diese beiden Zuchterfolge nochmals aufgelistet. Demnach scheint also im Jahr 1926 die deutsche Erstzucht des Schwarzbrustzeisigs gelungen zu sein. Den ersten Zuchtbericht über den Schwarzbrustzeisig fand ich dann in Heft 52/1926 der „Gefiederten Welt“. Hier berichtet der Schweizer Züchter J. Gfeller-Kindlisbacher, dass bei ihm im Sommer 1926 in zwei Brüten insgesamt fünf Jungvögel aufgezogen wurden. Im selben Artikel wird auch über erfolgreiche Brüten von Erlenzeisig x Schwarzbrustzeisig berichtet (1925 wurden 3,1 Mischlinge groß und 1926 ein Weibchen), und auf Seite 617 ist wahrscheinlich die erste (schwarz-weiße) Zeichnung eines Schwarzbrustzeisigs in der „Gefiederten Welt“ zu sehen (1929 wird auf Seite 418 die gleiche Zeichnung nochmals abgedruckt). In den 1930er und 1940er Jahren findet man nur wenig über den Schwarzbrustzeisig in der „Gefiederten Welt“, was die Seltenheit dieses Vogels zu jener Zeit unterstreicht. Erwähnenswert wären nur Heft 13/1934 (R. Neunzig berichtet dort, dass der Schwarzbrustzeisig in wenigen Stücken eingeführt wurde) und Heft 2/1935, wo ein klein wenig mehr über den Schwarzbrustzeisig zu lesen ist. E. Schütze schreibt dort unter anderem, dass er 1929 drei junge Schwarzbrustzeisige züchtete. Als Aufzuchtfutter reichte er „Eigemisch mit frischen Puppen, sowie halbreifen Löwenzahnsamen, das Idealfutter für Zeisige, soviel nur aufzutreiben war“. Die Umfärbung begann vier Wochen nach Verlassen des Nestes und war nach sechs Monaten beendet.

1973 schreibt G. A. Radtke in dem kleinen Bändchen „Körnerfresser“, dass der Schwarzbrustzeisig – auch Schwarzkopfzeisig genannt – in den letzten Jahren wiederholt eingeführt worden und dass die Zucht bereits mehrfach gelungen sei. Umfangreichere Zuchtberichte finden sich in der „Gefiederten Welt“ erst 1982 von Mohr und 1989 von Märzhauser.

Geschlechtsunterschiede

Üblicherweise kann man beim Schwarzbrustzeisig die Geschlechter eindeutig unterscheiden, zumindest war das bei den Vögeln so, die ich bisher gesehen habe. Wichtigstes Unterscheidungsmerkmal ist der schwarze Brustlatz. Er reicht bei den Männchen keilförmig bis tief in die Brust hinunter, während er bei weiblichen Tieren bogenförmig bereits im oberen Brustbereich endet. Des Weiteren zeigen die Männchen eine intensivere Färbung der gelben Gefiederpartien (der gelbe Flügelspiegel ist auch größer), Weibchen sind mehr grünlich-gelb gefärbt. Diese Geschlechtsmerkmale führen zum Beispiel auch Classen und Massoth (1992), Macke (2005), Mohr (1982), Haffner (1996) und Wacknitz (1993) auf. Bei Wildfängen war die Geschlechtsbestimmung anscheinend nicht einfach, denn Grubbe schreibt 1975 in der GW, dass je nach Unterart, Alter und Gefiederzustand die Ausdehnung des schwarzen Brustlatzes, die Intensität der mehr oder weniger gelben Gefiederpartien und die Größe des Flügelspiegels sehr unterschiedlich sein können und eine sichere Geschlechtsbestimmung selbst langjährigen Zeisigzüchtern nicht möglich ist. Märzhäuser (1989) gibt an, dass man bei der großen und intensiv gelb gefärbten Nominatform die „Geschlechter sehr schwer unterscheiden kann, denn beide haben einen tiefen Brustlatz“.

Unterbringung

Wie aus älterer Literatur zu entnehmen ist, waren frisch importierte Schwarzbrustzeisige äußerst hinfällige Pfleglinge. Dieses Problem mit Wildfängen haben wir ja heute nicht mehr, denn die heute in Europa gepflegten Schwarzbrustzeisige sind alle hier gezüchtet. Sie sind erheblich robuster als Importvögel. Mittlerweile haben wir in Europa zwar keine großen, aber doch gesicherte Bestände, die auch lange nicht mehr so wärmebedürftig wie Wildfänge und deren erste Nachkommen sind. Ein leicht temperierter Raum reicht zur Überwinterung ohne Brutabsichten völlig. Ein Bekannter von mir lässt seine Schwarzbrustzeisige sogar bis zum Frühjahr im Schwärm in seinen allseitig gut gegen Wind und Regen geschützten Freivolieren fliegen, ehe er sie dann zur Zucht paarweise in geräumige Zuchtkäfige von etwa 1,50 Meter Länge setzt. Wegen ihres großen Bewegungsdranges sollten Schwarzbrustzeisige keinesfalls in kleineren Käfigen untergebracht werden. Ideal sind natürlich eingerichtete Volieren.

Ernährung

Wie bei allen Neuweltzeisigen spielt auch beim Schwarzbrustzeisig die richtige Ernährung eine sehr große Rolle. Für uns heute ist es kaum vorstellbar, dass diese Zeisige noch in den 1970er Jahren bei Händlern ausschließlich mehlhaltige Saaten wie Hirse und Glanz zum Fressen bekamen und viele Vögel deswegen starben. Glücklicherweise gibt es heute viele spezielle Mischungen für die unterschiedlichen Cardueliden-Arten zu kaufen, sodass man für seine Pfleglinge die entsprechende Samenmischung auswählen kann. Eine gute Mischung für südamerikanische Zeisige enthält zum Beispiel Nigersaat, Perilla weiß und braun, Salatsamen weiß und schwarz, Zichorie, Nachtkerze, Mohn, Leinsaat, Hanf, Rübsen, Kleesamen, Knaulgras, Unkrautsamen und ein wenig Glanz und Hirse.

Grünfutter ist ein wichtiger Bestandteil der Cardueliden-Ernährung. Als Alternative kann man auch Keimfutter reichen. Insbesondere in der Zeit der Jungenaufzucht ist dieses Futter unerlässlich. Zeisigen kann man sehr viele verschiedene Grünfuttersorten anbieten. Besonders beliebt sind die halbreifen Fruchtstände von Korbblüten-Gewächsen (Asteraceae) wie beispielsweise Löwenzahn, Gänsedisteln, Flockenblumen, Bocksbart, Wegwarte und andere. Halbreifen Löwenzahnsamen würde ich als das Cardueliden-Grünfutter schlechthin bezeichnen, denn sie werden ausgesprochen gerne verzehrt, sind leicht zu beschaffen (wenn auch zeitaufwändig) und man kann sie gut in der Gefriertruhe bevorraten. Auch die Blätter des Löwenzahns sind ein hervorragendes Futter, alternativ kann man als Blattgrünfutter auch gekauften Chicorée anbieten. Natürlich gibt es noch viele weitere heimische Pflanzen, deren Samen gerne von Schwarzbrustzeisigen gefressen werden, wie etwa Beifuß, Nachtkerze, Hirtentäschel, Steinklee sowie die verschiedenen Knöterich- und Seggen-Arten.

Animalische Kost ist für die Haltung von Schwarzbrustzeisigen nicht notwendig. Während der Jungenaufzucht kann man in kleinen Mengen gefrostete Pinkies oder Buffalowürmer anbieten, sofern es die Vögel überhaupt aufnehmen. Natürlich müssen stets ausreichend Mineralien und Spurenelemente sowie Grit zur freien Aufnahme bereitstehen. Täglich frisches Trinkwasser und mehrmals wöchentlich Badewasser dürften wohl selbstverständlich sein.

Zucht

Allgemein kann die Vermehrung des Schwarzbrustzeisigs als nicht so einfach angesehen werden. Sie gelingt heute aber dennoch regelmäßig. Bei meinem einen Pärchen, las aus einem dreijährigen Männchen und einem einjährigen Weibchen bestand, klappte es mit der Zucht auf Anhieb. Das Paar bewohnte zusammen mit je einem Paar Dickschnabel- und Schwarzbrustnonnen, Zügelastrilden Und Peales Papageiamadinen eine Kellervoliere mit einer Grundfläche von drei mal drei Metern. Eingerichtet war die Voliere mit diversen Zweigen und Ästen sowie einem Gestrüpp aus frischen Kiefernzweigen an der einen Seitenwand. Bereits wenige Wochen nach dem Erwerb bauten die Vögel ein Nest in einem Holz-Kaisernest in zwei Meter Höhe. Am Morgen nach Fertigstellung des Nestes sah ich das Weibchen darin sitzen, das erste Ei wurde aber erst am Tag darauf gelegt. An diesem sowie am folgenden Tag saß das Weibchen zwar hin und wieder im Nest, fest gebrütet hat es allerdings höchstwahrscheinlich nach Ablage des dritten Eies. 14 Tage nach Brutbeginn lag ein ein- bis zweitägiges Junges tot am Boden. Da das Weibchen jedoch weiterhin im Nest saß, getraute ich mich nicht, ins Nest zu schauen, um eventuell weitere frisch geschlüpfte Junge nicht zu gefährden. Zwei Tage später sah ich dann das Weibchen gelegentlich Futter aufnehmen, danach ging es schnell wieder aufs Nest. Am nächsten Tag machte ich eine Nestkontrolle und fand zwei gut genährte Junge vor, die sogleich fotografiert wurden (Alter vier bis fünf Tage). Im Alter von sechs bis sieben Tagen wurden die Nestlinge mit 2,5-Millimeter-Ringen beringt. Ab dem nächsten Tag traf ich dann das Weibchen nicht mehr hudernd an. Im Alter von 15 bis 16 Tagen flogen die beiden Jungen aus, und drei Tage danach sah ich einen Jungvogel bereits an einem Blatt Chicorée knabbern. An seinem 36. Lebenstag, also immerhin 20 Tage nach dem Ausfliegen, bettelte ein Junges einen Vater noch heftig um Futter an. Das Männchen wich zwar zunächst einige Male aus, aber der Jungvogel flog ihm stets hinterher und wurde schließlich doch gefüttert. Am 38. Tag konnte ich eines der Jungen zum ersten Mal beim Singen beobachten. Direkt danach jagte es sein Geschwisterchen – es stellte sich später als Weibchen heraus – mehrmals durch die gesamte Voliere.

Schwarzbrustzeisig, 2 Junge, 2 und 3 Tage alt und ein Ei
Schwarzbrustzeisig
Schwarzbrustzeisig, 2 Junge, 8 bis 9 Tage alt

Nur einen Tag nach dem Flüggewerden der ersten Brut begann das Weibchen erneut mit dem Nestbau. Bereits m nächsten Tag war das Nest fertig. Es wurde fast komplett aus Kokosfasern in 1,10 Meter Höhe freistehend im Kieferndickicht errichtet. Nur einen Tag später lag das erste von drei Eiern im Nest. Ein Ei habe ich vermessen. Es hatte eine Größe von 16,1 x 12,6 Millimeter. Nach einer Brutdauer von 12 bis maximal 13 Tagen schlüpften zwei Junge. Im Alter von sieben oder acht Tagen wurden die Jungen beringt (2,5 Millimeter). Am nächsten Tag saß dann das Weibchen nur noch selten im Nest, und tags darauf wurde überhaupt nicht mehr gehudert. Im Alter von jeweils 16 oder 17 Tagen flogen die beiden Jungen aus. Seit zwei Tagen sang auch das Zuchtmännchen wieder häufig und balzte mit hängenden Flügeln sein Weibchen n. In dieser Zeit sah ich nun des Öfteren, wie es seinen Sohn aus der ersten Brut durch die ganze Voliere jagte. Da diese Verfolgungen jedoch immer nur kurz waren, beließ ich die Jungen auch weiterhin in der ihnen bekannten Unterkunft, um ihnen den Stress eines Umsetzens in eine andere Behausung zu ersparen. Als ich am nächsten Tag dann das Kaisernest (mit Drahtkörbchen inklusive einer frischen Filzeinlage darin) aus der ersten Brut wieder an der gleichen Stelle in zwei Meter Höhe aufhängte, flog das Männchen sofort immer wieder in dieses Nest, setzte sich hinein und drehte sich probeweise darin. Mit hohen zirpenden Lauten lockte es das Weibchen auch zum neuen Neststandort. Das Weibchen ließ sich nicht lange bitten und inspizierte ebenfalls die zukünftige Brutstätte. Das Männchen verjagte jetzt im Umkreis von etwa einem Meter alle anderen Vögel. Eine Dickschnabelnonne, aber besonders die neugierigen Jungen der ersten Brut, bekamen das deutlich zu spüren. Sobald das Weibchen dann brütend im Nest saß, war diese kurzzeitige Aggressivität des Männchens nicht mehr zu beobachten. Gut zwei Wochen nach dem Ausfliegen erschienen bei dem einen Jungen bereits die ersten schwarzen Kopffedern, und eine weitere Woche später konnte ich einen Jungvogel erstmals beim Singen beobachten (ca. 39 Tage alt).

Schwarzbrustzeisig
Schwarzbrustzeisig, Junges, 16 Tage alt, gerade ausgeflogen
Schwarzbrustzeisig
Schwarzbrustzeisig, Junges, 4 Wochen alt

Schon am nächsten Abend nach dem Aufhängen des Kaisernestes war das neue Brutnest fertig. An diesem Tag sah ich auch ein Junges (seit maximal zwei Tagen flügge), wie es versuchte, von den halbreifen Samen der Wald-Segge (Carex sylvatica) zu fressen. Als es dann aber bemerkte, wie eine Dickschnabelnonne von der trockenen Roten Kolbenhirse fraß, pickte es auch danach. Es nahm gezielt mehrere Körner auf und machte sich anschließend wieder mehr spielerisch an den Seggensamen zu schaffen. Fünf Tage nach Fertigstellung des Nestes legte das Weibchen das erste Ei der dritten Brut (insgesamt wurden drei Eier gelegt, aber nur eines war befruchtet). An diesem Tag konnte ich auch eine etwas merkwürdige Beobachtung machen, denn das junge Männchen aus der ersten Brut (jetzt siebeneinhalb Wochen alt) versuchte das alte Männchen zu befliegen, als dieses gerade ein Junges der zweiten Brut fütterte. Wurde dieses Verhalten vielleicht durch das bettelnde und dabei mit den Flügeln schlagende Jungtier ausgelöst?

Schwarzbrustzeisig
Schwarzbrustzeisig, Rückenansicht, 1,1 Geschwisterpaar, 9 Monate alt (links 1,0)

Das Junge der dritten Brut wurde nur wenige Tage alt, dann lag es tot am Boden. Der Bruttrieb war inzwischen wohl ziemlich erloschen, denn einige Tage zuvor sah ich das Männchen um die Mittagszeit mit seinen vier Jungen aus den beiden vorangegangenen Brüten im Umkreis von nur etwa 50 Zentimetern im Kieferngezweig sitzen. Was für eine schöne, friedliche Familienidylle. Mit dem Zuchterfolg von vier Jungvögeln (drei Männchen und ein Weibchen) in einem Jahr war ich sehr zufrieden. Die Jugendmauser zog sich mit bis zu sechs Monaten recht lange hin.

Im darauffolgenden Frühjahr starb dann leider das Zuchtweibchen. Mein Zuchtmännchen verpaarte sich schon bald darauf mit einem neuen Weibchen, aber Jungvögel wurden von diesem kurzfristig zusammengestellten Paar leider nicht aufgezogen.

Literatur

Aschenborn, C. (1973 und 1980): Körnerfresser (bearb. G. A. Radtke). Lehrmeister Bücherei Nr. 122. Minden.

Armani, G. C. (1983): Guide des passereaux granivores. Neuchätel, Paris.

Barthel, P. H., Barthel, C., Bezzel, E., Eckhoff, P., van den Elzen, R., Hinkelmann, C. & Steinheimer, F. D. (2020): Deutsche Namen der Vögel der Erde. Vogelwarte 58:1-214.

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Del Hoyo, J., Elliot, A. & Christie, D.A. (2010): Handbook of the Birds of the World.

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Grubbe, O. (1975): Meine amerikanischen Zeisige – Gedanken und Erfahrungen. GW: 109-111.

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Howard, R. & A. Moore (1991): A Complete Checklist of the Birds of the World. 2. Auflage. London, San Diego.

Macke, H. (2005): Erfahrungen mit dem Schwarzbrustzeisig. Voliere 28: 143-145.

Märzhäuser, H. (1989): Haltung und Zucht des Schwarzbrustzeisigs. GW 113: 203-205.

Marschall, F. L. (1974): Amerikanische Zeisige und ihre Eingewöhnung. GW 98: 227-230.

Mohr, H. (1976): Amerikanische Zeisige in Liebhaberhand. GW 100: 112.

Mohr, H. (1982): Neuweltzeisige, besonders Schwarzbrustzeisige, als Brutvögel! GW 106: 152-154.

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Neunzig, K. (1921): Die fremdländischen Stubenvögel (zugleich 5. Aufl. des Dr. Karl Ruß’schen Handbuchs für Vogelliebhaber, Bd. I). Magdeburg.

Neunzig, R. (1934): Neueinführungen und Seltenheiten aus Mexiko. GW 63: 147.

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Wacknitz, R. (1993): Haltung und Zucht des Schwarzbrustzeisigs. Voliere 16: 235-237.

Wolters, H. E. (1975-82): Die Vogelarten der Erde. Hamburg, Berlin.

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