Der Barnardsittich – Barnardius barnardi
Steckbrief des Barnardsittich
Der Barnardsittich (Barnardius [zonarius] barnardi – Vigors & Horsfield, 1827) ist eine australische Vogelart der Papageien aus dem Stamm der Plattschweifsittiche (Platycercini). Der Barnardsittich ist nach dem britischen Naturkundler Edward Barnard (1786–1861) benannt.
Merkmale
Ein Barnardsittich ist etwa 35 cm lang und wiegt 105 bis 140 g. Wie alle Ringsittiche hat auch der Barnardsittich ein breites gelbes Nackenband. Bei der Nominatform ist der Rücken und die Flügeldecken blaugrün. Der Oberkopf ist grün, Scheitel und Nacken sind grau, die blauen Wangenflecke sind nur sehr undeutlich vom übrigen Kopfgefieder abgesetzt. Über dem Schnabel verläuft ein auffällig rotes Band. Die Unterseite ist gelbgrün und hat in der Bauchregion ein unregelmäßiges gelbes bis orangefarbenes Band.
Systematik und Unterarten
Die Klassifizierung der Arten innerhalb der Gattung Barnardius ist immer noch umstritten. So fassen einige Taxonomen alle Formen in einer Art zusammen und unterscheiden dann mehrere Unterarten. Andere Forscher unterscheiden zwei Arten, die jeweils mehrere Unterarten beinhalten. Molekulare Untersuchungen von Joseph und Wilke im Jahr 2006 ergaben, dass sich die Gattung genetisch in zwei Artenkreise aufspaltet – einer mit dem Barnardsittich und dem Cloncurry-Sittich, der andere mit dem Kragensittich und dem Bauer‘s Ringsittich.
Da diese Einteilung auch bei den Züchtern so vorgenommen wird, wird diese Auffassung hier übernommen.
Cloncurry-Sittich
Der Cloncurry-Sittich (Barnardius barnadi macgillivrayi – North, 1900) wird als Unterart des Barnardsittichs betrachtet. Er ist recht einheitlich grün gefärbt, oberseits etwas dunkler. Die Wangen sind grünblau und das rote Stirnband fehlt. Der gelbe Bauchstreifen ist etwas ausgedehnter als bei der Nominatform. Er besiedelt das nordwestliche Queensland und einen kleinen Streifen im östlichen Nordterritorium. Das Verbreitungszentrum liegt in der Nähe der Stadt Cloncurry, deshalb auch sein Name.
Lake Eyre-Barnardsittich
Der Lake Eyre-Barnardsittich (Barnardius barnadi whitei – Mathews) wird als Unterart nicht von allen anerkannt, sondern als Zwischenform oder Hybrid zwischen Ringsittich (Barnardius zonarius) und Barnardsittich (Barnardius barnardi) betrachtet, da manche Exemplare einen bräunlichen Scheitel haben. Ansonsten ist seine Oberseite dunkelgraugrün ohne bläulichen Anflug und er hat ein orangerotes Stirnband. Er bewohnt den Nordosten von Südaustralien.
Verbreitungsgebiete und Habitate
Alle Ringsittiche nutzen eine große Vielfalt an Gebieten, einschließlich dichter Küstenwälder, Ackerland im Weizengürtel, Mallee- und halbtrockene Eukalyptuswälder, trockenes Akazien- oder Kasuarinen-Buschland und sogar spärlich bewachsenes Land, solange dieses von Bäumen gesäumte Wasserläufe besitzt und Nistplätze zu finden sind.
Der Barnardsittich bewohnt niedriges Eukalyptus-Buschland (Mallee), offene Wälder und Bäume entlang von Wasserläufen, Schmuckzypressen-Wälder (Callitris) und Akazien-Buschland.
Der Cloncurrysittich bevorzugt Waldsavannen und Flusswälder, besonders im hügeligem Land.
Nahrung und Ernährungsweise
Seine Nahrung besteht aus vielfältigen Sämereien und Früchte wie z. B. Nachtschattengewächsen (Solanum ssp.), Früchte des eingeführten Baumtabaks (Nicotiana glauca), Samen verschiedener Melonenartenwie Paddy-Melone (Cucumis myriocarpus) und Wassermelone (Citrullus lanatus) und Samen der Akazienbüsche.
In einer Studie wurden die folgenden Pflanzenteile im Mageninhalt der Barnardsittiche erfasst: Samen der eingeführten See-Kiefer (Pinus pinaster), Schwertliliengewächse (Watsonia meriana var. Bulbillifera), die Samen des Bart-Hafers (Avena barbata), des Hasenschwanz- oder Samtgrases (Lagurus ovatus), des Fenchels (Foeniculum vulgare), der Korblütler (Olearia muelleri), des Eisenkraut-Salbei (Salvia verbenaca), der Leptospermum laevigatum und L. nitens, des Sumpfteebaumes (Pericalymma ellipticum), die Blüten des Hakigen Chamelaucium (Chamelaucium uncinatum), Knospen, Blüten und Samen verschiedener Eukalypusbäume (Eucalyptus camaldulensis), E. maculata), E. rudis, Blüten und Samen des Weißen Berufkraut (Conyza albida), die Früchte des Brasilianischen Pfefferbaumes (Schinus terebinthifolia), der Dattelpflaumen (Diospyros virginiana), des Olivenbaums (Olea europaea), der Persoonia saccata und des Lycium ferocissimum.
Stimme und Verhalten
Der Lockruf ist viersilbig und klinkt wie „twink-wink-wink-wink“. Auf der Nahrungssuche in den Baumwipfeln lässt er ein ständiges Gezwitscher hören, etwa wie „kwin-kwin“ oder „chuk-chuk-chuk“ und schnatternde Töne, auf dem Erdboden bleibt er jedoch stumm. Der Alarmruf ist hart und metallisch.
Brutbiologie
Der Barnardsittich brütet von August bis Februar im Süden des Verbreitungsgebietes, manchmal mit zwei Bruten. Im Norden des Verbreitungsgebietes richten sie sich nach den Regenfällen, meist von Juni bis September, sind aber an keine bestimmte Jahreszeit gebunden. Eine Dürre kann die Brutabsicht verzögern oder ganz verhindern.
Wie alle Sittiche, brüten sie in Baumhöhlen, häufig in Eukalyptusbäumen (Eucalyptus salmonophloia und E. wandoo) auf einer Schicht Holzspänen. Der Cloncurrysittich wählt meist Bruthöhlen im Roten Eukalyptus (Eucalyptus camaldulensis) aus.
Es werden 4 bis 7 Eier, meist fünf Eier gelegt, die nur vom Weibchen bebrütet werden. Die Brutzeit beträgt 19 bis 20 (28) Tage. Junge werden in der ersten Woche zunächst nur vom Weibchen gefüttert, dann von beiden Erwachsenen. Die Nestlingszeit dauert ca. 5 Wochen und die Jungen können danach für kurze Zeit bei den Erwachsenen bleiben.
Gefährdung und Schutzstatus
Der Barnardsittich ist gemäß BNatSchG (§ 7 Abs. 2 Nr. 13 und 14) besonders geschützt und ist im Anhang II des Washingtoner Artenschutzübereinkommen aufgeführt. Er ist nach Anlage 5 der BArtSchV von der Anzeigepflicht ausgenommen.
In der Roten Liste der bedrohten Arten der IUCN wird der Barnardsittich nicht explizit aufgeführt, sondern fällt in die allgemeine Gattung „Ringsittiche“ (Australian Ringneck). Diese wurde 2016 zuletzt bewertet und als wenig gefährdet (Least Concern) eingestuft.
Der Barnardsittich toleriert offenbar keine menschliche Besiedlung und nimmt angesichts der Rodung von Mallee und Wäldern zwecks Beweidung und Kultivierung ab.
Der Cloncurrysittich ist in seinem Verbreitungsgebiet ziemlich zahlreich.
Quellen und Literatur
Fotos aus:
- iNaturalist. https://www.inaturalist.org/
Australian Bird Study Association inc. Unter: https://absa.asn.au/post_documents/australian-ringneck/
Joseph, L.; Wilke, T. (2006). „Molecular resolution of population history, systematics and historical biogeography of the Australian ringneck parrots Barnardius: are we there yet?“. Emu. 106: 49–62. doi:10.1071/mu05035. S2CID 84278709.
Rote Liste gefährdeter Arten des IUCN. Unter: https://www.iucnredlist.org/species/22685090/93058776
K. Immelmann: Die australischen Plattschweifsittiche. Die Neue Brehm-Bücherei. A. Ziemsen Verlag, Wittenberg Lutherstadt, 1976.
Ihre Fragen an die Fachgruppe im DKB
Im Deutschen Kanarien- und Vogelzüchterbund e.V. ist die Fachgruppe der Sittiche und Exoten für Barnardsittiche zuständig.
Im Bereich der Sachkunde finden Sie Erstinformationen zur Haltung von Sittichen.
Wenn Sie Fragen zum Barnardsittich haben, kontaktieren Sie uns. Wir führen diese und unsere Antworten dann in Unterartikeln auf.