Steckbrief des Frisé du Nord
Der Frisé du Nord – oder auch immer noch „Nordholländer“ genannt – ist die vermutlich älteste Kanarienrasse mit Frisuren. Diese Rasse darf nur die drei Primärfrisuren tragen und ansonsten ein glatt anliegendes Gefieder haben.
Die Geschichte der Frisé du Nord Kanarien
Die wohl ursprünglichste Rasse der frisierten Kanarien ist der Frisé du Nord oder Nordholländer. Es ist ein aufrecht stehender Vogel, der nur die drei Hauptfrisuren besitzt.
Die Namen Dutch Frill, Northern Curly, Noord Hollandse, Noordhollandse Frisé oder Nordholländer deuten darauf hin, dass diese Rasse im Gebiet der heutigen niederländischen Provinz Nordholland entstanden sein müsste. Andere Autoren verlegen den Ursprung in das nördliche französische Grenzgebiet zu Belgien bzw. in die südlichen belgischen Provinzen, die eine Zeitlang zu den Niederlanden gehörten. Deshalb wurden diese Vögel in Frankreich „Serin Hollandais“ und später „Serin du Nord“ genannt, da sie wahrscheinlich aus einer Region nördlich von Paris stammten.
Aus diesem Grund hat die C.O.M. bereits 1963 (!) beschlossen, den Rassenamen in „Frisé du Nord“ (nördlicher Frisierter) zu ändern, da Holland nichts mit dem Ursprung der Rasse zu tun hat. In Deutschland und anderen Ländern ist das offenbar bis heute nicht angekommen!
Wie bei vielen anderen Kanarienrassen haben die beiden Weltkriege auch die Bestände des Nordholländers stark dezimiert. Ein endgültiges Aussterben konnte jedoch verhindert werden und so konnte sich die Rasse bis zum Ende der 1970er Jahre wieder gut erholen. In den 1980er und 1990er Jahren erlebten sie in Deutschland ihre Hochphase. Heute ist es eine sehr beliebte Rasse, die weltweit gezüchtet wird. Zur C.O.M.-Weltschau 2020 in Matosinhos (Portugal) standen 258 Nordholländer im Wettbewerb.
Beschreibung der Merkmale des Frisé du Nord
Frisé du Nord sind in allen Kanarienfarben, einschließlich der Schecken, zugelassen.
Der Frisé du Nord ist paradoxerweise eine Frisé-Rasse, bei der eine große Aufmerksamkeit auf die glatten Gefiederzonen gelenkt wird. Es entsteht ein scharfer Kontrast zwischen den drei Frisuren (Rückenfrisur, Brustfrisur und Flankenfrisur) und den unfrisierten Bereichen, wo jede Andeutung von Frisuren fehlerhaft ist.
Die Rückenfrisur (Mantel) erstreckt sich von unterhalb des Nackens bis zum Unterrücken entlang eines geraden Scheitels von dem aus die Rückenfedern gleichmäßig beidseitig gewölbt herabfallen, vergleichbar mit einem in der Mitte aufgeschlagenen Buch.
Die Flankenfrisur (Stützfedern) streben aus dem Flankenbereich nach oben.
Die Federn der Brustfrisur wölben sich von beiden Körperseiten symmetrisch zum Brustbein, rollen sich dort ein und bilden eine geschlossene Schale, aber kein offenes Körbchen. Die Brustfrisur darf sich nicht bis in den Hals und bis in den Bauch ausdehnen.
Mit 17 bis 18 cm Körperlänge gehört der schlanke Nordholländer zu den größeren Frisé-Rassen.
Der Schwanz ist schmal und geschlossen und wird in einer Linie mit dem Rücken gehalten.
Die Flügel liegen eng am Körper an und dürfen sich auf dem Bürzel nicht kreuzen oder herabhängen.
Tipps zur Haltung der Frisé du Nord Kanarienvögel
An die Haltung und Fütterung stellt der Frisé du Nord keine besonders zu beachtenden Ansprüche. Er kann, wie andere Kanarienrassen, außerhalb der Brutzeit in Flugkäfigen und Volieren gehalten werden.
In der Mauserzeit ist ein proteinreiches Futter zu reichen, damit sich die Federfülle gut entwickeln kann.
Wie alle Frisé-Vögel zeigen auch die Frisé du Nord bei feucht-kalter Witterung ihre Frisuren nicht optimal bis gar nicht. Die Qualität der Frisuren lässt sich nur bei warmem, sonnigen Wetter begutachten. Aus diesem Grund sollte auch in Innenräumen eine Temperatur von mindestens 18° C und eine relative Luftfeuchtigkeit von 60 bis 70 Prozent herrschen. Gleiches gilt auch in den Ausstellungsräumen auf Bewertungsschauen.
Tipps zur Zucht des Frisé du Nord
Während der Zuchtperiode ist eine paarweise Haltung in Zuchtboxen, wie sie für andere große Rassen geeignet sind, zu empfehlen.
Die meisten Nordholländer sind recht gute Zuchtvögel und ziehen ihre Jungen problemlos auf.
Es ist ratsam, die besten Exemplare in Bezug auf Form, Größe und Haltung miteinander zu verpaaren. Jedoch muss man vermeiden, überwiegend nichtintensive Vögel zu verpaaren. Die besten Nachkommen werden erzielt, wenn ein nichtintensiver Vogel mit üppigem Federwerk mit einem eher spärlich befiederten Partner verpaart wird. Eine häufige Verpaarung nichtintensiver Vögel führt zu einem Gefieder mit weniger Spannkraft. Die Frisuren können dann schlaff herabhängen. Dem wirkt auch der Einsatz melaninhaltiger Vögel entgegen.
Ganz besonders ist darauf zu achten, dass die frisurlosen Bereiche bei beiden Partnern deutlich ausgebildet sind. Sind hier Ansätze von Frisuren vorhanden, können sich diese Fehler schnell im Zuchtstamm festigen.
Große Sorgfalt muss auch auf die Größe gelegt werden, die nach dem offiziellen Standard 17 bis 18 cm betragen muss, auch wenn heute die Tendenz besteht, immer größere Frisé du Nord einzusetzen.
Fachgruppe im DKB
Für den Frisé du Nord ist im Deutschen Kanarien- und Vogelzüchterbund e.V. die Fachgruppe der Farben- und Positurkanarien oder der Spezialclub für frisierte Kanarienrassen „Frisé-Freunde“ zuständig.
Im Bereich der Sachkunde findet man Erstinformationen zur Kanarienhaltung.
Fragen zum Frisé du Nord
Wir haben auf dieser Seite das Wichtigste zum Frisé du Nord aufgeführt.
Bei weiteren Fragen kontaktieren Sie uns gern.
Quellen und weiterführende Literatur
[1] Club technique canaris de posture C.T.P. Unter: http://www.clubtechniquecanaris.sitew.fr
Positurkanarienstandard des Deutschen- Kanarien- und Vogelzüchterbund e.V. (Stand 2021), Loseblattsammlung
Frisé-Freunde – Spezialclub für frisierte Kanarienrassen. Unter: https://frise-freunde.de/index.html
H. Claßen, W. Kolter: Die Positurkanarien. Eigenverlag Rheinmünster, 2005.
N. Schramm: Kompendium-Kanarien, Band 3, Positurkanarien aus aller Welt. Books on Demand, Norderstedt, 2022