Der Schwalbensittich - Lathamus discolor

Steckbrief des Schwalbensittich

Der Schwalbensittich (Lathamus discolor Shaw, 1790) ist eine Vogelart der Plattschweifsittiche (Platycercini ) und der einzige Vertreter der Gattung Lathamus oder Schwalbensittiche. Durch den wissenschaftlichen Namen des Vogels wird der Ornithologe John Latham geehrt.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Ein Schwalbensittich ist 25 cm lang und wiegt 50 bis 74 g.

Der Vogel ist überwiegend leuchtend grün, die Körperunterseite etwas heller und gelblicher. Die Stirn, die Kehle und die vordere Wangenhälfte sind rot, von einem schmalen gelben Band eingefasst. Der Scheitel ist dunkelblau und der Unterbauch mattrot. Kräftig rot gefärbt sind die Unterflügeldecken, der Flügelbug und die kleinen Flügeldecken. Die Handdecken und die Außenfahnen sind bläulich violett und haben einen schmalen hellgelben Saum. Der Schwanz ist oben dunkelrötlich, unten mattgrau.

Weibchen und Jungvögel sind ähnlich gefärbt, nur etwas matter und mit weniger Rot.

Systematik

Die Beziehungen in der Taxonomie waren lange Zeit unklar, da die Zungenspitze an die Pinselzungen der Loris erinnert. Wissenschaftliche Untersuchungen haben inzwischen bestätigt, dass diese Art in die Unterfamilie Platycercinae (Plattschweifsittichartige) einzuordnen ist.

Die Art ist monotypisch; somit werden keine Unterarten unterschieden.

Verbreitungsgebiete, Habitate und Wanderungen

Die Art weist ein für Papageienvögel ungewöhnliches Zugverhalten auf. Zur Fortpflanzungszeit im September ziehen sie vom australischen Festland nach Tasmanien und gehen dort ihrem Brutgeschäft nach. Auf ihrer bis zu 2.000 Kilometer langen Wanderung überqueren die Schwalbensittiche auch die etwa 300 Kilometer breite Meerenge (Bass-Straße) zwischen Tasmanien und Australien. Nach dem Brutgeschäft kehren die Vögel auf das australische Festland zurück. Einige Vögel bleiben aber das ganze Jahr über in Tasmanien.

Verbreitungsgebiet des Schwalbensittichs

Auf Tasmanien leben und brüten sie entlang der Südostküste. Überwinterungsgebiete sind der Südosten Australiens bis hin zu Südostqueensland und besonders in Zentralvictoria.

Normalerweise bewohnt sie Wälder, Waldgebiete, landwirtschaftliche Flächen und Plantagen sowie städtische Gebiete.

Schwalbensittiche sind in erster Linie Nektarfresser und bevorzugen Nektar von blühenden Eukalyptus-Arten. In Tasmanien richtet sich ihre Ansiedlung im Bruthabitat nach der Blütezeit ihrer beiden Hauptnahrungsbäume Blauem Eukalyptus (Eucalyptus globulus) und Sumpfgummi-Bäumen (Eucalyptus ovata). Im Winter ist ihre Lebensraumnutzung breiter gefächert, wobei sie eine Reihe blühender Eukalyptus-Arten auf dem südöstlichen australischen Festland aufsuchen.

Nahrung und Ernährungsweise

Der Schwalbensittich ernährt sich von Pollen und Nektar, insbesondere von Eukalyptusblüten, vor allem Blauer Eukalyptus, aber auch Banksia– und Grasbaumblüten (Xanthorrhoea), ergänzt durch Insekten und deren Larven, Früchte, Beeren und Samen. Auf dem Festland ist der Schwalbensittich abhängig von winterblühenden Eukalyptusarten, insbesondere E. sideroxylon, E. leucoxylon, E. albens und E. ovata, und im Herbst von E. viminalis.

Stimme und Stimmverhalten

Die häufigste Lautäußerung des Schwalbensittich ist ein markanter Doppelton „Chit-Chit“ und längere zwitschernde Serien. Beim Fressen gibt der Schwalbensittich auch musikalische Trällertöne von sich. Alarmrufe sind ein Reihe von scharfen Tönen „kik-kik-kik“.

Brutbiologie

Die Brutzeit des Schwalbensittich liegt von Oktober bis Januar.

Die Nisthöhle befindet sich meist in einem Höhe von 7 bis 20 m hoch im Baum, normalerweise ein Blauer Eukalyptus, oft in lockeren Kolonien, manchmal zusammen mit Feinsittichen (Neophema chrysostoma). Einmal wurde ein Nest in einer Wandspalte gesichtet.

Das Gelege umfasst 3 bis 5 Eier in Gefangenschaft, die Inkubation dauert ca. 20 Tage und Nestlingszeit ca. 10 Wochen.

Gefährdung und Schutzstatus

Diese Art wird in der IUCN-Liste als vom Aussterben bedroht (extrem hohes Risiko des Aussterbens in der Natur in den kommenden 15 Jahren) eingestuft.

Trotz dieser hohen Gefährdung wird der Schwalbensittich nur im Anhang II des Washingtoner Artenschutzübereinkommen aufgeführt.

Der Schwalbensittich ist gemäß BNatSchG (§ 7 Abs. 2 Nr. 13 und 14) besonders geschützt, aber von der Anzeigepflicht ausgenommen.

Ursachen des Rückgangs sind Wilderei, Zerstörung des Ökosystems und Waldrodung und damit der Verlust und die Veränderung von Lebensräumen. Hinzu kommt die Bedrohung durch den in Tasmanien eingeschleppten Kurzkopfgleitbeutler (Petaurus breviceps). Diese Beuteltiere ernähren sich ebenfalls von süßen Baumsäften, die sie durch Anbeißen der Rinde gewinnen. Bei der Suche nach diesen Säften klettern sie in die Höhlen der Schwalbensittiche und lecken den süßen Saft von den Schnäbeln der Küken. In der weiteren Folge durchbeißen sie die Kröpfe der Jungvögel, um an die bereits an die Jungen verfütterte Nahrung zu gelangen.

Aufgrund dieser Herangehensweise der Beuteltiere ist das wahrscheinlichste prognostizierte Szenario, das die Population des Schwalbensittichs in den nächsten drei Generationen um 94,7% zurückgeht. Die Verluste durch den Kurzkopfgleitbeutler sind wahrscheinlich so gravierend, dass selbst eine erfolgreiche Zucht auf vorgelagerten Inseln, die frei von diesem Raubtier sind, nicht ausreichen wird, um einen Rückgang der Gesamtpopulation zu verhindern.

Der Klimawandel könnte eine weitere Bedrohung für den Schwalbensittich darstellen, da bis zum Ende des 21. Jahrhunderts voraussichtlich fast ein Viertel des Nisthabitats, überwiegend in Nordost-Tasmanien, klimatisch ungeeignet sein wird.

Diese beängstigende Situation nahmen verantwortungsvolle Menschen in Australien und Europa zum Anlass sofort eine beispielhafte Kooperation zu starten. So führt u. a. seit 2015 die Gesellschaft für Arterhaltende Vogelzucht (GAV e.V.) in enger Zusammenarbeit mit der EAZA ein Monitoring für diese Art, an dem sowohl zoologische Einrichtungen als auch Privatpersonen beteiligt sind.

Quellen und Literaturangaben

Titelbild: Kevin Murray (CC0)

K. Immelmann: Die australischen Plattschweifsittiche. Die Neue Brehm-Bücherei. A. Ziemsen Verlag, Wittenberg Lutherstadt, 1976.

Ihre Fragen an dieFachgruppe im DKB

Im Deutschen Kanarien- und Vogelzüchterbund e.V. ist die Fachgruppe der Sittiche und Exoten für Schwalbensittiche zuständig.

Im Bereich der Sachkunde finden Sie Erstinformationen zur Haltung von Sittichen.

Wenn Sie Fragen zum Schwalbensittich haben, kontaktieren Sie uns. Wir führen diese und unsere Antworten dann in Unterartikeln auf.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein.
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein