Der Feinsittich - Neonanodes chrysostoma
Steckbrief des Feinsittich
Der Feinsittich (Neonanodes chrysostoma – Kuhl, 1820), auch Blauflügeliger Schönsittich genannt, ist eine Papageienart, die zum Tribus (Stamm) der Grassittiche (Pezoporini) gehört. Er ähnelt in seinem Erscheinungsbild sehr dem Schmucksittich, lässt sich von diesem aber anhand der ausgedehnten dunkelblauen Flügelzeichnung, dem einfarbig dunkelblauen Stirnband sowie der hellgrünen Kehle und Oberbrust unterscheiden. Das Verbreitungsgebiet der beiden Arten überlappt sich während des Winterhalbjahres.
Merkmale
Der Feinsittich ist 20 bis 24 cm lang und etwa 55 g schwer. Das erwachsene Männchen hat dunkelblaues Band quer über die Stirn, das oben hellblau abgegrenzt ist. Der der obere Teil des Kopfes ist bronzefarben nach olivgrün schattiert. Die Brust eines Feinsittichs hat eine blasse graugrüne Färbung, die in die kräftig gelbe Farbe des Bauches und den Unterschwanzdecken übergeht. Die großen und die kleinen Flügeldecken sind kräftig kobaltblau. Der Flügelbug und die Außenfahnen der äußeren Armdecken gehen ins Violette über. Die Schwungfedern sowie die Handdecken sind schwarzblau. Der Schnabel ist sehr zierlich und in das Kopfgefieder eingezogen.
Das erwachsene Weibchen ist stumpfer, mit stumpfem Oliv auf der Unterseite, weniger blau auf den Flügeln und einem weniger ausgeprägten Stirnband. Die Jungvögel sind stumpf olivgrün mit schieferblauen Flügeln und ohne Stirnband.
Die leuchtenden Federfarben verblassen im Laufe des Jahres. Kurz vor der Mauser sieht das Federkleid sehr „abgetragen“ aus.
Die größere Menge an Blau auf den Flügeln hilft, den Feinsittich von dem ähnlich gefärbten Schmucksittich (Neophema elegans) und dem sehr seltenen Goldbauchsittich (Neophema chrysogaster) zu unterscheiden.
Systematik und Unterarten
Der deutsche Naturforscher Heinrich Kuhl beschrieb den Feinsittich 1820 als Psittacus chrysostomus und stellte fest, dass er mit dem Schonsittich (Neophema pulchella) verwechselt worden war. Gregory Mathews beschrieb zwei Unterarten (N. cyanopterus und N. tasmanica), von denen heute keine mehr anerkannt ist.
Innerhalb der Gattung Neophema wird der Feinsittich in die Untergattung Neonanodes eingeordnet. Aus einer 2021 veröffentlichten Analyse der mitochondrialen DNA geht hervor, dass er am engsten mit dem Klippensittich (Neonanodes petrophila) verwandt ist, wobei sich ihre Vorfahren höchstwahrscheinlich vor 0,7 bis 3,3 Millionen Jahren auseinanderentwickelten.
Verbreitungsgebiete und Habitate
Der Feinsittich kommt im westlichen Victoria und auf Tasmanien als Brutvogel vor. Nach erfolgter Brut wandert die tasmanische Population über die etwa 300 Kilometer breite Meerenge (Bass-Straße) zwischen Tasmanien und Australien und verbringt in Südaustralien und Neusüdwales die Winterzeit. Für den Vogelzug schließen sich bis zu 2.000 Exemplare zusammen und fliegen dann in großer Höhe, sodass sie mit unbewaffneten Auge nicht zu sehen sind.
Er ist somit eine weitere Papageienarten, die regelmäßige jährliche Wanderungen über ein Meer oder einen Ozean unternehmen. Einzelne Exemplare verbleiben jedoch auch in der Brutheimat und wandern nicht mehr, eine Verhaltensweise, die auch zunehmend bei europäischen Zugvögeln zu beobachten ist.
Der Feinsittich bewohnt Savannenwälder, Grasland, Obstplantagen, Ackerland, Sümpfe, Heide, Dünen und anderen offenen Lebensräumen bis zu einer Höhe von 1.200 m über dem Meeresspiegel.
Nahrung und Ernährungsweise
Feinsittiche ernähren sich hauptsächlich vom Boden und fressen Samen von Gräsern, darunter Wallabygras und Tussockgras (Austrodanthonia), Nelkenhafer (Aira caryophyllea), Blasser Sonnentau (Drosera peltata) in Tasmanien sowie dem Grassamen von Poa caespitosa und dem eingeführten Kap-Löwenzahn (Arctotheca calendula) auf dem Festland, und in Queensland den Samen des Knöterichgewächses Tangled Lignum (Muehlenbeckia florulenta). Feinsittiche können sich auch von wirbellosen Tieren ernähren.
Stimme und Verhalten
Der Feinsittich ist nicht sehr lautstark. Sein zweisilbiger Alarmruf ist hoch und durchdringend und wird mehrmals wiederholt. Der Flugruf hingegen ist ein melodischer Pfiff. Während der Nahrungssuche hört man manchmal ein leises Zwitschern. In der Ruhephase ein sanftes „gemütliches“ Plaudern mit leisen flötenden Tönen.
Der Feinsittich geht vorwiegend am Boden und im dichten Gebüsch auf Nahrungssuche, wo er aufgrund seiner Tarnfarbe nur schwer erkennbar ist. Deshalb flieht er vor Feinden auch erst im letzten Moment. Zuerst versucht er schnell und gewandt rennend der Gefahr zu entkommen. Gelingt das nicht fliegt er nur kurze Strecken, um dann wieder auf dem Boden zu landen.
Feinsittiche sind sehr gesellig, die sich außerhalb der Brutzeit zu größeren Schwärmen zusammenschließen. Aber auch zur Brutzeit findet man bis zu 10 Paaren beieinander. Streitigkeiten scheint es zwischen den Vögeln niemals zu geben.
Brutbiologie
Die Fortpflanzung findet von September bis Januar statt, wobei in jeder Saison ein bis zwei Bruten versucht werden. Feinsittiche nutzen Baumhöhlen und Astlöchern in bis zu 20 m Höhe. Aber auch in Baumstümpfen, Zaunpfählen, verlassene Höhlen von Eulen und Schwalbennester. Oftmals findet man mehrere Nester in unmittelbarer Nähe, auch zusammen mit Gelbbauch- und Schwalbensittichen,
Das Gelege besteht aus vier bis sechs runden oder ovalen, glänzend weißen Eiern, Die Brutzeit dauert etwa 18 bis 20 Tage und die Jungvögel verbringen weitere 30 bis 35 Tage im Nest.
Das brütende oder hudernde Weibchen wird vom Männchen aus der Bruthöhle gelockt, um sie außerhalb des Nestes zu füttern.
Gefährdung und Schutzstatus
Der Feinsittich ist gemäß BNatSchG (§ 7 Abs. 2 Nr. 13 und 14) besonders geschützt und ist im Anhang II des Washingtoner Artenschutzübereinkommen aufgeführt. Er ist nach Anlage 5 der BArtSchV von der Anzeigepflicht ausgenommen.
Der Feinsittich wurde zuletzt für die Rote Liste der bedrohten Arten der IUCN im Jahr 2021 bewertet und als gefährdet eingestuft.
Obwohl diese Art ein großes Verbreitungsgebiet hat, deuten die Aufzeichnungsraten auf einen Rückgang der Population um 30-49 % innerhalb der letzten drei Generationen (11 Jahre) hin, der wahrscheinlich auf Waldrodung für die Landwirtschaft zurückzuführen ist. Aus diesem Grund wird die Art als gefährdet eingestuft.
Quellen und Literaturangaben
Rote Liste gefährdeter Arten des IUCN. Unter: https://www.iucnredlist.org/species/22685194/210989456
Australian Bird Study Association Inc. – Bird in the Hand (Second Edition). Siehe unter: https://absa.asn.au/
Eugen Franke: Haltung, Pflege und Zucht des Feinsittich. Im Der Vogelfreund, Januar 2023
K. Immelmann: Die australischen Plattschweifsittiche. Die Neue Brehm-Bücherei. A. Ziemsen Verlag, Wittenberg Lutherstadt, 1976.
Ihre Fragen an die Fachgruppe im DKB
Im Deutschen Kanarien- und Vogelzüchterbund e.V. ist die Fachgruppe der Sittiche und Exoten für Feinsittiche zuständig.
Im Bereich der Sachkunde finden Sie Erstinformationen zur Haltung von Sittichen.
Wenn Sie Fragen zum Feinsittich haben, kontaktieren Sie uns. Wir führen diese und unsere Antworten dann in Unterartikeln auf.