Südholländer - Kurzbeschreibung des Frisé du Sud
Der Frisé du Sud – oder auch immer noch „Südholländer“ genannt – ist eine frisierte Figuren-Kanarienrasse. Sie darf nur die drei Primärfrisuren tragen und soll in der Arbeitshaltung den Hals und Kopf waagerecht nach vorn strecken.
Die Geschichte der Frisé du Sud
Über die Geschichte des Frisé du Sud oder des Südholländers, wie er auch genannt wurde, ist nichts Genaues bekannt. Dem deutschen Namen nach müsste der Ursprung der Rasse in der südlichen Niederlande liegen. Das ist aber nicht der Fall. Als „Holländer“ wurden im 19. Jahrhundert fast alle frisierten Kanarien bezeichnet. So gab es Wiener Holländer, Schweizer Holländer, Münchener Holländer und auch Nordholländer. Der Name „Holländer“ geht vermutlich auf eine damals beliebte Haarfrisur der Frauen zurück. Ein „Holländer-Kanarienvogel“ war also ein Kanarie mit Federfrisuren.
Viele dieser lokalen Rassen sahen sich sehr ähnlich. Außerdem war es damals üblich, verschiedene Rassen miteinander zu kreuzen. Auch der Frisé du Sud soll aus so einer Rassenkreuzung entstanden sein. Man vermutet, dass der frisierte Roubaix und der Bossu Belge die Ahnen sind. So bekam diese Rasse ihre drei Hauptfrisuren und die typische Arbeitshaltung.
Dieser Kanarienvogel war in Südfrankreich, in Städten wie Marseille, Toulouse und Bordeaux, die die Wiege der neuen Rasse waren, sehr beliebt. Aber auch im Süden Spaniens, vor allem auf der Insel Teneriffa, hatte dieser neue Vogel bei vielen Züchtern Anklang gefunden. Im Süden Italiens, vor allem in Kampanien und Sizilien, versuchten sich viele Züchter an der Zucht der neuen Rasse. All diese Länder entwickelten aus dem Frisé du Sud ihre eigenen regionalen Rassen.
Da der Name „Südholländer“ nichts mit Holland bzw. den Niederlanden zu tun hat, beschloss die COM bereits 1963 den Rassenamen in Frisé du Sud (südlicher Frisierter) zu ändern.
Beschreibung und Merkmale des Frisé du Sud
In der Arbeitshaltung wird der lange, schlanke Hals mit dem zierlichen Kopf waagrecht nach vorn gestreckt, Rücken und Schwanz bilden eine senkrechte Linie. Oft wird die optimale Arbeitshaltung mit einer „7“ verglichen. Das ist nicht exakt, denn der vertikale Strich einer Sieben verläuft nicht senkrecht. Vielmehr stehen Hals und Kopf im rechten Winkel zur Rücken-Schwanz-Linie.
Der zierliche, leicht abgeflachte Kopf ähnelt einem Schlangenkopf, der vom Hals leicht abgesetzt ist.
Oberhalb der Schenkel streben die Flankenfedern beidseitig zuerst nach außen und wölben sich dann nach oben.
Die Rückenfedern bilden einen Längsscheitel, von dem aus die Federn gleichmäßig nach beiden Seiten fallen.
Von beiden Brustseiten aus streben die Federn zuerst etwas nach außen und dann zur Brustmitte hin und formen dort einen Hohlraum, der oft als „Körbchen“ bezeichnet wird. Das Brustbein muss befiedert sein.
Das Gefieder muss seidig wirken und – mit Ausnahme der Frisuren – glatt anliegen. Der Frisé du Sud darf nur die drei Primär- oder Hauptfrisuren besitzen, also Rückenfrisur, Flankenfrisur und Brustfrisur. Alle anderen Körperstellen dürfen keine Frisuren besitzen.
Zugelassen sind alle Kanarienfarben, einschließlich gescheckter und rothaltiger Vögel. Die Farbe ist jedoch keine Bewertungsposition.
Die Größe beträgt 17 cm.
Der senkrecht stehende Lauf geht am Intertarsalgelenk („Ferse“) ohne Winkel in den ebenfalls senkrecht gehaltenen befiederten Unterschenkel über. Vögel, die einen leichten Winkel am Intertarsalgelenk zeigen, sollten bei einer Bewertung den Vorzug bekommen, da der Frisé du Sud nur kurzzeitig eine Haltung mit völlig durchgedrückten Beinen einnehmen kann. Ein Durchdrücken des Intertarsalgelenks ist unbedingt zu vermeiden und gilt als schwerer Fehler!
Der Schwanz ist schmal und geschlossen und wird in einer Linie mit dem Rücken gehalten.
Die Flügel liegen eng am Körper an und dürfen sich auf dem Bürzel nicht kreuzen oder herabhängen.
Weitere Erläuterungen finden Sie im aktuellen Standard für Positurkanarien.
Tipps zur Haltung und Zucht von Südholländern
Die Haltung und Zucht der Frisé du Sud ist nicht für den Anfänger in der Positurkanarien-zucht geeignet, vielmehr sollte der Züchter mit weniger sensiblen Frisé-Rassen Erfahrungen sammeln. Sowohl beim Futter als auch bei Temperatur und Luftfeuchtigkeit sind die Vögel sehr anspruchsvoll.
Die Frisé du Sud reagieren sehr sensibel auf Schwankungen der Temperatur und/oder Luftfeuchtigkeit und auch auf Störungen während der Brut. In der Zucht sollte man ausschließlich die Paarhecke in ausreichend großen Zuchtkäfigen betreiben. Sind die Partner gut aufeinander eingespielt, sind es hervorragende Eltern, die ihre Jungen problemlos aufziehen.
Frisé du Sud sind sensible Vögel, die einen ruhigen Umgang benötigen. In manchen Zuchten haben sich deshalb Eigenarten verfestigt, wie das häufige Treten von einem Bein auf das andere („Trampler“) oder sie greifen mit einem Bein an das seitliche Gitter („Straßenbahnhaltung“). Diese unerwünschten Verhaltensweisen lassen sich durch konsequente Selektion zurückdrängen. Auch die einmalige Einkreuzung von Bossu Belge soll Abhilfe schaffen.
Fachgruppe im DKB
Für den Frisé du Sud ist im Deutschen Kanarien- und Vogelzüchterbund e.V. die Fachgruppe der Farben- und Positurkanarien oder der Spezialclub für frisierte Kanarienrassen „Frisé-Freunde“ zuständig.
Im Bereich der Sachkunde findet man Erstinformationen zur Kanarienhaltung.
Bei weiteren Fragen würden wir uns freuen, wenn Sie uns kontaktieren. Diese listen wir im folgenden Bereich auf.
Fragen zum Frisé du Sud
Wir haben auf dieser Seite das Wichtigste zum Frisé du Sud aufgeführt. Bei weiteren Fragen kontaktieren Sie uns gern.
Quellen und weiterführende Literatur
Frisé-Freunde – Spezialclub für frisierte Kanarienrassen. Unter: https://frise-freunde.de/index.html
Positurkanarienstandard des Deutschen Kanarien- und Vogelzüchterbund e.V. (Stand 2021), Loseblattsammlung
H. Claßen, W. Kolter: Die Positurkanarien. Eigenverlag Rheinmünster, 2005.
N. Schramm: Kompendium-Kanarien, Band 3, Positurkanarien aus aller Welt. Books on Demand, Norderstedt, 2022.