Rot intensiv
Aufgehellt Rot intensiv

Ja, es gibt auch ganz rote Kanarienvögel! Diese gibt es in vielen Variationen und Farbabstufungen. Mehr erfahren Sie hier.

Inhaltsverzeichnis

Variationen der roten Gefiederfarbe

Ursprünglich gab es nur orangene bis orangerote Kanarien. Mit der Gabe von synthetischen Carotinoiden kann das Gefieder knallrot ausgebildet werden. Der optimal gewünschte Farbton ist ein Leuchtrot (entspricht RAL 3024).

Darüber hinaus sind im Laufe der Geschichte Mutationen aufgetreten, die auch bei gelben Kanarien zu finden sind:

  • Ivoor (früher Lipochrom-Pastell genannt), schwächt das kräftige Rot zu einem Rosa ab. Diese Mutation vererbt sich geschlechtsgebunden rezessiv.
  • Urucum (oder Rotschnabel) lagert rotes Lipochrom deutlich in Schnabel, Läufe, Zehen und Krallen ab und weitet sich auch bis in den Unterbauch aus, der sonst weißlich ist. Diese Mutation vererbt sich frei und rezessiv.
  • Weißflügel, die Schwung- und Schwanzfedern lagern im Idealfall keine roten Lipochrome ab, sodass diese weiß bleiben.
Rotivoor nichtintensiv
aufgehellt Rotivoor nichtintensiv
Urucum intensiv
Rot Urucum intensiv
Rotmosaik Typ 2
aufgehellt Rotmosaik Typ 2
Rot Weißflügel intensiv
Rot Weißflügel intensiv
Rot nichtintensiv
aufgehellt Rot nichtintensiv

Hinzu kommen die drei Intensitäten, die als „Kategorie“ bewertet werden: nichtintensiv, intensiv und Mosaik (Typ 1 und Typ 2). Die Intensität ändert noch einmal das Erscheinungsbild deutlich und kommt bei allen o. g. Rotvögeln und ihren Mutationen vor.

Alle diese roten Grundfarben mit ihren drei Intensitäten lassen sich mit allen klassischen und nichtklassischen Melaninvögeln kombinieren.

Die Geschichte der roten Kanarien

Bereits nach Ende des Ersten Weltkrieges versuchten Kanarienzüchter Hybriden zwischen den damals nur gelben Kanarien und dem roten Kapuzenzeisig (Spinus cucullatus) zu erzielen. Die daraus entstandenen Jungvögel waren orange, hatten also eine Gefiederfarbe, die zwischen den Farben beider Arten lag. Da die Hybridweibchen unfruchtbar waren, konnten diese für eine weitere Zucht nicht verwendet werden. Es stellte sich heraus, dass nur wenige Hybridmännchen fruchtbar waren, aber mit diesen gelangen Rückkreuzungen mit gelben Kanarienweibchen. Die daraus entstandenen Nachkommen hatten allerding noch weniger Rotanteile. Erst Anfang der 1920iger Jahre konnten einzelne orangerote Kanarien erzielt werden.

Kapuzenzeisige - Paar
Kapuzenzeisige - Paar

Auch die heutigen roten Kanarienvögel tragen noch einen erheblichen Anteil gelber Lipochrome in ihrem Erbgut. Ohne Zufütterung synthetischer Carotinoide werden solche Vögel meist nur orange bis orangerot. Deshalb bekommen die Schauvögel Farbstoffe in das Futter gemischt und können dann den gewünschten Farbton (siehe Bilder) ausbilden.

Die Entstehung der roten Kanarienfarbe

Vögel können Carotinoide nicht selbst erzeugen, sondern müssen sie mit der Nahrung aufnehmen. Die Carotinoide werden im Darm aufgesogen, über Lipoproteine im Blut- und Lymphkreislauf transportiert, durch ein körpereigenes Enzymsystem um- bzw. abgebaut und schließlich in der Leber und in der Haut eingelagert und gespeichert.

Die Aufnahme, Verarbeitung und Einlagerung der Carotinoide unterliegt bei allen Cardueliden den gleichen biochemischen und genetischen Vorgängen. Siehe dazu unsere Seite Gelbe Kanarienvögel.

Lipochromsynthese
Lipochromsynthese - Dosiseffekt vom gelben zum roten Lipochrom

Cardueliden, die rotes Gefieder ausbilden können, haben allerdings eine wichtige genetische Änderung erfahren, also gegenüber den nur gelben Cardueliden eine Mutation. Diese betrifft das Gen CYP2J19, das das Protein P450 codiert. Rote Cardueliden sind dann in der Lage eine sehr viel größere Menge (bis zum 1000fachen) des Proteins P450 zu erzeugen, was dann zur roten Gefiederfärbung führt. Die meisten Vögel besitzen also das „Rotgen“, sogar diejenigen, die kein rotes Gefieder haben. [1] [2]

Text: Norbert Schramm

Quellen und Literatur

[1] Lopes, R. J.; Johnson, J. D.; Toomey, M. B.; Ferreira, M. S.; Araujo, P. M.; Melo-Ferreira, J.; Andersson, L.; Hill, G. E.; Corbo, J. C. und Carneiro, M.: Genetic Basis for Red Coloration in Birds. Current Biology, 26. Unter: https://www.researchgate.net/publication/303370288_Genetic_Basis_for_Red_Coloration_in_Birds [abgerufen 17.07.2023].

[2] Mundy, N. I.; Stapley J.; Bennison, C.; Tucker, R.; Twyman, H.; Kang-Wook Kim; Burke, T.; Birkhead, T. R.; Andersson, S.; und Slate, J.: Red Ketocarotenoid Pigmentation in the Zebra Finch Is Controlled by a Cytochrome P450 Gene Cluster. Current Biology, 26. Online publiziert vor dem Druck am 19. Mai 2016. Unter: http://www.forbes.com/sites/grrlscientist/2016/05/20/how-birds-became-red/#646ab138127c [abgerufen 17.07.2023].

Norbert Schramm: Kompendium-Kanarien, Band 2. Books on Demand, Norderstedt, 2017.

Fachgruppe im DKB

Für Farbenkanarien ist im Deutschen Kanarien- und Vogelzüchter-Bund e.V. die Fachgruppe der Farben- und Positurkanarien zuständig.

Im Bereich der Sachkunde findet man Erstinformationen zur Kanarienhaltung.

Fragen zu roten Farbenkanarien

Wir haben alles Wesentliche zu den roten Farbenkanarien hier aufgeführt. Bei Anregungen oder Fragen, kontaktieren Sie uns gern.

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