Schwarzgesicht- oder Hooded-Sittich

Der Schwarzgesicht-Sittich - Psephotellus dissimilis

Steckbrief des Schwarzgesicht-Sittichs

Der Schwarzgesicht-Sittich (Psephotellus dissimilis – Collett, 1898), auch Collettsittich oder Hooded-Sittich genannt, ist eine Papageienart, die zu den Plattschweifsittichen zählt. Sie kommt ausschließlich in Australien vor. Ähnlich wie beim Goldschultersittich (Psephotellus chrysopterygius) hat sich das Verbreitungsgebiet des Schwarzgesicht-Sittichs im Verlauf des 20. Jahrhunderts stetig verkleinert und die Bestandszahlen sind rückläufig.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Der Schwarzgesicht-Sittich ist ein mittelgroßer Sittich mit einer Länge von bis zu 26 cm und einem Gewicht von 50 bis 60 g. Das Männchen hat einen schwarzen Kopf, einen bläulich-grauen Schnabel, eine dunkelbraune Iris und einen gelben Fleck auf den Flügeln. Die Oberseite ist braun, die Unterseite türkisblau, der Rücken ist braun, der Schwanz ist olivgrün mit hellblauer Spitze.

Das Weibchen ist ein mattgrüner Vogel mit einem graubraunen Kopf und rosafarbenen Unterschwanzdecken. Die Jungtiere ähneln dem Weibchen.

Schwarzgesicht-Sittich Weibchen

Der männliche Schwarzgesicht-Sittich unterscheidet sich vom sehr ähnlich aussehenden männlichen Goldschulter-Sittich vor allem durch das Fehlen eines hellen Stirnbands, durch einen größeren gelben Fleck auf den Flügeln und durch das Fehlen des Rots auf dem Unterleib.

Das Weibchen ist dem weiblichen Goldschulter-Sittich sehr ähnlich und kann nur durch das Fehlen eines blassen Stirnbandes und das Fehlen von Rot auf dem Bauch identifiziert werden.

Unterschiede zwischen Schwarzgesicht-Sittich (links) und Goldschulter-Sittich

Systematik und Unterarten

Der Schwarzgesicht-Sittich bildet gemeinsam mit dem Vielfarbensittich Psephotellus varius und dem ausgestorbenen Paradiessittich Psephotellus pulcherrimus eine Gattung.

Der Schwarzgesicht-Sittich ist in Züchterkreisen (und in seiner australischen Heimat) eher als Hooded-Sittich bekannt. Auch der Name „Collett-Sittich“ wird verwendet. Dieser Name bezieht sich auf den norwegischen Naturforscher Robert Collett, der diese Art/Unterart 1898 beschrieb. Das lateinische Wort „dissimilis“ („anders“) bezieht sich entweder auf den Sexualdimorphismus der Art oder auf das andere Aussehen in Hinblick zu den nächsten Artverwandten.

In der Vergangenheit wurde der Goldschulter-Sittich (Psephotellus chrysopterygius) als Nominatform, und der Schwarzgesicht-Sittich als dessen Unterart betrachtet. Unbestritten sind beide nahe verwandt und sehen sich sehr ähnlich. Eine genetische Studie ergab jedoch, dass sich seine Vorfahren höchstwahrscheinlich in der Evolution getrennt entwickelten, als im späten Miozän oder frühen Pliozän (also vor ca. 5,3 Millionen Jahren) der Golf von Carpentaria entstand.

Der Schwarzgesicht-Sittich wird deshalb heute als monotypische Art betrachtet.

Verbreitungsgebiete und Habitate

Der Schwarzgesicht-Sittich ist in der subtropischen Zone (Gras- und Buschsavanne) des nordöstlichen Nord-Territoriums endemisch. Das Verbreitungsgebiet dieser Art wird vom sehr ähnlich aussehenden Goldschulter-Sittich durch den Golf von Carpentaria getrennt.

Verbreitungsgebiet Schwarzgesicht-Sittich

Das historische Verbreitungsgebiet erstreckte sich vom Pine Creek im Westen bis zum McArthur-River im Osten sowie auf die Inseln Melville, Banyan und Bathurst. Das Verbreitungsgebiet hat sich jedoch verkleinert, und die Art wurde seit 1913 nicht mehr im McArthur-River gesichtet. Seit den 1950er Jahren ist sie auf das Festland beschränkt und kommt in der nördlichen Küstenebene östlich des South-Alligator-River nicht mehr vor. Obwohl sie somit aus dem größten Teil ihres ursprünglichen Verbreitungsgebiets verschwunden ist, kommt die Art in den von Aborigines verwalteten Nationalparks noch häufig vor. Dort sind die Beweidung und Brandrodung minimal. Außerdem ist in der Regenzeit die Nahrungssituation in der Nähe felsiger Hänge relativ sicher.

Schwarzgesicht-Sittiche bewohnen offene Wälder und Savannen, wo zahlreiche terrestrische Termiten vorkommen.

Nahrung und Ernährungsweise

In der Regenzeit ernähren sich Schwarzgesicht-Sittiche, wenn verfügbar, von Samen mehrjähriger Gräser. Ansonsten ernähren sie sich auch von anderen Samen, krautigen Pflanzen, einjährigen Gräsern und Insekten.

Stimme und Verhalten

Der Flugruf der Schwarzgesicht-Sittiche ist ein melodisch blubberndes „chu-wheeh!“. Andere Rufe beinhalten ein kurzes Stakkato „peet!“ und ein tiefer gestimmter „chup“, die sich manchmal abwechseln.

Brutbiologie

Die Brutzeit beginnt am Ende der Regenzeit, d. h. in den Monaten Februar bis April und endet im Mai oder Juni. Die Bruthöhlen werden hauptsächlich in Termitenbauten gegraben. In der Regel graben sie ihre Höhle, wenn die Regenfälle der Regenzeit das Substrat des Termitenbaus aufgeweicht haben. Meist wird ein 50 bis 80 cm langer Tunnel gegraben, der in der Nistkammer endet. Dort werden die 2 bis 5 Eier im Abstand von 1,5 bis 2,5 Tagen gelegt und 20 Tage lang bebrütet.

Die Termiten regulieren die Temperatur in ihren Bauten, so das auch in der Nestkammer der Sittiche eine Temperatur von etwa 28-30 °C herrscht. Temperaturerhebungen haben jedoch einen Bereich von 13-35 °C ergeben. Diese Bedingungen haben dazu geführt, dass die Papageien die Angewohnheit entwickelt haben, die Eier nachts zu verlassen, und zwar etwa ab dem zehnten Tag nach dem Legen.

Der Schwarzgesicht-Sittich geht eine Symbiose mit der Mottenart Trisyntopa neossophila ein. Das Mottenweibchen legt seine Eier in der Nisthöhle des Sittichs ab, so dass die Maden zur gleichen Zeit schlüpfen wie die Jungtiere der Sittiche. Die Mottenlarven leben in kleinen Tunneln am Boden der Nisthöhle. Sie fressen die dunklen Bestandteile des Sittichkots und hinterlassen nur die weißen Harnsäureablagerungen. Die Raupen reinigen sogar die Füße und Federn der Nestlinge. Durch die Reinhaltung der Höhle werden auch Nestparasiten ferngehalten. Um sich vor den Sittichküken zu schützen, überziehen die den Boden der Nisthöhle mit einer Seidenschicht. Sobald die jungen Sittiche das Nest verlassen haben, verpuppen sie sich an Boden und Wänden der Höhle.

Gefährdung und Schutzstatus

Der Schwarzgesicht-Sittich ist gemäß BNatSchG (§ 7 Abs. 2 Nr. 13 und 14) streng geschützt und ist im Anhang I des Washingtoner Artenschutzübereinkommen aufgeführt. Er ist nach Anlage 5 der BArtSchV von der Anzeigepflicht ausgenommen.

Der Schwarzgesicht-Sittich wurde zuletzt 2016 für die Rote Liste der bedrohten Arten der IUCN bewertet. Er wird als am wenig gefährdet (Least Concern) eingestuft.

Zuvor wurden Schwarzgesicht-Sittich als nahezu bedroht eingestuft. Der Artenrückgang seit Beginn des 20. Jahrhunderts korreliert mit dem Eindringen von Rindern in den Lebensraum, die einige Nistplätze durch Reiben an Termitenbauten zerstören und auch einen Teil des lokalen Nahrungsangebots abweiden. Viele Regionen des Verbreitungsgebietes weisen nur noch ein lückenhaftes Vorkommen dieser Art auf. Zwischen den einzelnen Populationen findet kein genetischer Austausch mehr statt. Eine Neubesiedelung von Regionen, in denen der Schwarzgesicht-Sittich einstmals vorkam, findet offensichtlich nicht statt.

Die Population in einem Schutzgebiet wird auf 12 000 bis 20.000 Vögel geschätzt (Erhebung im Jahr 2000!).

Quellen und Literaturangaben

Cooney, Stuart J. N.; Olsen, Penny D.; Garnett, Stephen T (2009). „Ecology of the coprophagous moth Trisyntopa neossophila Edwards (Lepidoptera: Oecophoridae)“. Australian Journal of Entomology. 48 (2): 97–101. doi:10.1111/j.1440-6055.2009.00691.x.

Schweizer, Manuel; Güntert, Marcel; Hertwig, Stefan T. (2012). „Out of the Bassian province: historical biogeography of the Australasian platycercine parrots“. Zoologica Scripta. 42 (1): 13–27. doi:10.1111/j.1463-6409.2012.00561.x. S2CID 53957317.

Rote Liste gefährdeter Arten des IUCN. Unter: https://www.iucnredlist.org/species/22685145/93060569

K. Immelmann: Die australischen Plattschweifsittiche. Die Neue Brehm-Bücherei. A. Ziemsen Verlag, Wittenberg Lutherstadt, 1976.

Ihre Fragen an die Fachgruppe im DKB

Im Deutschen Kanarien- und Vogelzüchterbund e.V. ist die Fachgruppe der Sittiche und Exoten für den Schwarzgesicht-Sittich zuständig.

Im Bereich der Sachkunde finden Sie Erstinformationen zur Haltung von Sittichen.

Wenn Sie Fragen zum Schwarzgesicht-Sittich haben, kontaktieren Sie uns. Wir führen diese und unsere Antworten dann in Unterartikeln auf.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein.
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein