Irish Fancy Gelb nichtintensiv
Irish Fancy Gelb nichtintensiv

Kurzbeschreibung des Irish Fancy

Der Kanarienvogel von der „Grünen Insel“. Der Irish Fancy ist eine kleine, aufrecht stehende Positurkanarien-Rasse, die in Irland entstanden ist. International ist sie seit 1974 in allen Kanarienfarben, außer in Rot, zugelassen.

Inhaltsverzeichnis

Historie

Als Geburtsjahr des Irish Fancy wird in den Unterlagen zur COM-Anerkennung das Jahr 1974 angegeben. Beauftragt durch ein Komitee der irischen Cage Bird Society, trafen sich in jenem Jahr die fünf Preisrichter Lily Claffey aus Dublin, Edward Darcy aus Balbriggan, Bill Garnet aus Bray, Jim Flynn aus Drugheda (Country Louth) und Jimmy Hogan aus Arklow in Irlands Hauptstadt Dublin, um einen Standard für den Irish Fancy auszuarbeiten. Ursprünglich aus einer Gesangskanarienrasse namens „Irish Roller“ entstanden, die in früheren Tagen hauptsächlich entlang der Ostküste Irlands, insbesondere in der Stadt Wexford verbreitet war, hatte sich mehr und mehr der Irish Fancy entwickelt, bei dem die gesanglichen Qualitäten zunehmend in den Hintergrund getreten waren. Bis zu diesem Zeitpunkt gab es keine Anhaltspunkte für die Bewertung dieser jungen Positurkanarienrasse und es war stets eine Frage des persönlichen Geschmacks der jeweils amtierenden Preisrichter, welcher Vogel zum Rassebesten gekürt wurde. Um endlich eine einheitliche Linie in die Zucht und in die Bewertung zu bringen, brachte man vermeintlich gute Rassevertreter des Irish Fancy aus den unterschiedlichsten Zuchten ganz Irlands zu diesem Treffen nach Dublin. Aus diesen Vögeln wählten die eingesetzten Preisrichter letztendlich einen intensiven Hahn des Züchters J. Jones aus Wexford Town aus, der nunmehr die textlichen Ausführungen des neu geschaffenen Standards bildlich verdeutlichen sollte.

Ein Spezialclub wird gegründet

Ende 1975 gründete man in Athlone, ca. 130 km westlich von Dublin, die Irish Fancy Canary Society (IFCS) mit Ned Meagher als deren ersten Präsidenten. Die IFCS verfolgte nunmehr die Hauptziele, der Rasse national und international Aufschwung zu verschaffen, diese als Positurkanarienrasse bekannt zu machen und zu etablieren sowie den neu geschaffenen Standard der Öffentlichkeit vorzustellen. Bei der ersten Jahresversammlung im Jahre 1976 wurde Mrs C. Bolger zur ersten Schriftführerin der IFCS ernannt. Sie und ihr Ehemann Matt warben mit viel Hingabe und immensem persönlichen Einsatz für die Society, sodass sich von Jahr zu Jahr mehr und mehr neue Mitgliedes der IFCS anschlossen. Auch Maurice O’Connor investierte eine Menge Zeit und Energie, um den Irish Fancy national und international bekannter zu machen.

Nach anfänglichen Schwierigkeiten stieg durch die vielen Aktivitäten dieser Personen recht schnell die Anzahl der ausgestellten Irish Fancy bei nationalen Shows sowohl in der Republik Irland als auch in der zum Vereinigten Königreich gehörenden Provinz Nordirland. Heute werden jährlich mehr als 7.000 Ringe an die Mitglieder der Irish Fancy Canary Society ausgegeben und die jährliche Schau der Vereinigung wird mit mehr als 750 Irish Fancy beschickt.

Der Irish wird weltweit sehr beliebt

In Deutschland erstmalig präsentiert wurde der Irish Fancy zur Bundesschau im Jahre 1991. Werner Kolter aus Bergisch Gladbach hatte diese Exemplare vom heute in Birmingham, England lebenden Iren Maurice O’Connor mit nach Deutschland gebracht.

Im Jahre 2003 reichte die IOA COM UK (International Ornithological Association, Gründungsmitglied der COM UK) die Unterlagen zur internationalen Anerkennung des Irish Fancy ein, da zu dieser Zeit Irland noch nicht eigenständig in der COM vertreten war. Nachdem die EAO (Eire Ornithological Association COM Ireland) dann im Jahre 2007 in die COM aufgenommen wurde, äußerte die COM UK den Wunsch, dass ab nun Irland eigenständig die COM-Anerkennung ihrer Nationalrasse weiterverfolgt. Letztendlich gelang 2009 zur Weltschau in Italien die Anerkennung und der Irish Fancy darf sowohl international als auch bei uns in Deutschland ausgestellt werden.

Mit erfolgter COM-Anerkennung mehrte sich auch das Interesse der Züchter in Kontinentaleuropa für diese Rasse und so sieht man heute in Deutschland bei der AZ-Bundesschau sowie der Deutschen Meisterschaft des DKB wirklich gute und einwandfrei ansprechbare Irish Fancy. Viele gute Vögel sind mittlerweile von der Insel importiert worden und man findet hier bei uns in Deutschland und im europäischen Ausland durchaus eine beachtliche Zahl guter und gefestigter Zuchtstämme.

Irish Fancy Gelb intensiv
Irish Fancy Gelb intensiv

Beschreibung und Merkmale der Rasse

Der Irish Fancy ist eine aus Irland stammende Positurkanarienrasse, die zu den kleinen, glattbefiederten Kanarienrassen gehört. Die Größenangabe ist mit 12,7 cm exakt aus dem Originalstandard des Mutterlandes entnommen (5 Inches). Er ist in allen Kanarienfarben einschließlich der Schecken, außer in Rot, zugelassen.

Besondere Rassemerkmale sind der kleine, leicht gerundete Kopf mit kleinem Schnabel und deutlich abgesetztem Hals, der schmale Körper mit schmaler Schulterpartie sowie die aufrechte Haltung (65° bis 75° zur Sitzstangenebene).

Die Ständer sind mittellang. Durch die aufrechte Haltung treten die Unterschenkel gut sichtbar in Erscheinung. Die agile Rasse hat eine leuchtende, gleichmäßig ausgefärbte Gefiederfarbe und glatt anliegendes Gefieder.

Der Irish Fancy wird mit Ringen der Größe 2,7/2,8 mm beringt.

Merkmale des Irish Fancy
Die Merkmale des Irish Fancy

Die wichtigste Bewertungsposition beim Irish Fancy ist der Kopf. Gefordert ist ein kleiner, schmaler, leicht gerundeter Kopf, der beginnend mit dem kleinen Schnabel in gleichmäßiger Rundung ansteigt, eine kleine Stirnpartie bildend, und gut gerundet bis in den Nacken verläuft. Es ist ein deutlich sichtbares, klares Auge gefordert. Die Augen stehen nicht wie beim Border oder Fife mittig, sondern sind etwas näher zum Schnabel hin angeordnet. Die Kopfform unterscheidet sich eindeutig zum Kopf des Raza Española, der eine nicht zu runde Kopfform hat, oder zum Kopf des Glattkopf-Rheinländers, der eine nur leicht gerundeter Kopfform und Überaugenwülsten haben soll.

Vögel mit flachem Kopf, mit zu geringem Anstieg der Stirn, können keinen gleichmäßig gerundeten Kopf ausbilden. Es fehlt diesen Vögeln insbesondere der gerundete Hinterkopf, wodurch Kopf, Hals und Schulterpartie ineinander übergehen. Bei diesen Vögeln scheint zudem das Auge zu nah am Oberkopf angeordnet zu sein, wodurch die Harmonie des Erscheinungsbildes weiter gestört wird. Auch jeglicher Ansatz von Überaugenwülsten sowie eine zu breite Kopfform sind fehlerhaft und nicht rassetypisch.

Die Schulterpartie des Körpers ist beim Irish Fancy schmal und wird im Originalstandard des Mutterlandes mit einer Weite von 33 mm (1,25 Inches) angegeben. Rücken und Bauch sind leicht gerundet und verjüngen sich dann wieder kegelförmig zum Schwanz hin. Die Flügel liegen geschlossen auf dem Deckgefieder oberhalb des Bürzels auf. Kopf, Hals und Schulterpartie zeigen deutlich Übergänge und verlaufen keinesfalls übergangslos ineinander, wobei die Proportionen von Kopf, Hals und Körper trotzdem harmonisch wirken. Die Größenangabe wurde mit 12,7 cm exakt aus dem Originalstandard des Mutterlandes übernommen (5 Inches).

Der Irish Fancy hat ein lückenloses und glatt anliegendes Gefieder mit recht kurzen Federn. „Schiebendes Gefieder“ im Brustbereich ist fehlerhaft. Es entsteht durch zu lange Federn, die beim recht schmalen Körper des Irish nicht richtig in den Gefiederverbund eingeordnet werden können. Das gesamte Gefieder (auch Großgefieder) ist unversehrt, vollständig vorhanden und natürlich ausgefärbt. Ein gegebenenfalls vorhandener Braunfaktor verleiht dem Gefieder einen besonderen Glanz. Bei weißgrundigen Vögeln ist besonders auf die Sauberkeit zu achten – ein reines Weiß ist gewünscht.

Die muntere Rasse bewegt sich agil, aktiv und lebhaft im Schaukäfig. Nur durch eine gute Käfiggewöhnung und Schauvorbereitung kann eine optimale Schaukondition erzielt werden. Die aufrechte Haltung nimmt der Vogel mit einem Winkel von 65° bis 75° zur Sitzstangenebene ein.

Der schmale Schwanz des Irish Fancy ist gut geschlossen. Vögel, denen eine oder mehrere Schwanzfedern nachgewachsen sind, zeigen eine zu stark ausgeprägte Einkerbung am Ende des Schwanzgefieders. Ist das gesamte Schwanzgefieder nachgewachsen, stimmt die Proportion der Schwanzlänge zum Körper nicht mehr – der Vogel wirkt zu groß. Alles in allem sollte der Schwanz harmonisch zum Erscheinungsbild passen.

Die Läufe sind mittellang. Durch die aufrechte Haltung treten die Unterschenkel gut sichtbar in Erscheinung. Da es sich beim Irish Fancy um eine Miniaturrasse handelt, wirkt der Stand bei Vögeln mit zu langen Beinen stelzenhaft. Exemplare mit zu kurzen Beinen können die geforderte Haltung nicht korrekt einnehmen.

Der Vogel befindet sich in einer guten Kondition und ist gut an den Schaukäfig gewöhnt. Durch ausgewogenes Schautraining zeigt er eine gute Käfiggewöhnung und bewegt sich ohne Scheu. Er ist lebhaft, agil und aufmerksam.

Anmerkung: Die im aktuellen DKB-Standard enthaltene Zeichnung zum Irish Fancy ist äußerst ungünstig und zeigt nicht den typischen Rassevertreter. Diese Darstellung entspricht schon eher der in Italien seit einigen Jahren gezeigten neuen Rasse „Razza Capitolina“.

Weitere Erläuterungen finden Sie im aktuellen Standard für Positurkanarien.

Irish Fancy Gelb nichtintensiv
Irish Fancy Gelb nichtintensiv

Der Irish auf Ausstellungen

In Deutschland erfolgt die Ausstellung im Wurster-Käfig. Es sind Sitzstangen mit einem Durchmesser von 12 mm zu verwenden.

Auch beim Irish Fancy ist ein gutes Schautraining notwendig, um die Vögel bei den Vogelschauen in bester Schaukondition vorstellen zu können. Das Schautraining beginnt man idealerweise ca. ein bis zwei Wochen nach dem Absetzten der Jungtiere. Hierzu hängt man einen beliebigen, ausrangierten Schaukäfig an die Absetzbox oder in die Absetzvoliere und platziert einen kleinen Futterbehälter, gefüllt mit etwas Eifutter, in diesen. Das neugierige Wesen der Vögel lässt sie recht schnell ihre natürliche Scheu vor dem neuen Käfig überwinden und sie hüpfen bereits nach kurzer Zeit fröhlich in diesen hinein und wieder heraus. Die so erreichte Gewöhnung an den Schaukäfig zahlt sich dann später beim Training kurz vor den Vogelschauen in Form von ruhigen, gut eingewöhnten Vögeln aus.

Wenige Wochen vor der ersten Schau sollten die Schauvögel dann ausgesucht und in Zuchtboxen verbracht werden. Nur so ist gewährleistet, dass bei kleineren Raufereien verlorene Federn bis zum ersten Schautermin nachgewachsen sind.

Bei der Auswahl der Schauvögel sollte man nun besonderes Augenmerk auf die im Standard geforderten Rassemerkmale legen. So werden Vögel mit hängenden oder gekreuzten Flügeln, Krallenfehlern, gegabeltem Schwanzgefieder, zu flachem Kopf oder nicht rassetypischer Körperform sofort aussortiert. Bei den verbleibenden Vögeln werden die Haltungsqualität sowie die Größe idealerweise im Schaukäfig geprüft. Nur nicht zu große Vögel mit perfekter Haltung verbleiben im Schau-Team und beginnen mit der finalen Schauvorbereitung. Möchte man mehrere Schauen beschicken, empfiehlt es sich, gleich zwei oder drei Teams auszuwählen und ins Schautraining einzubeziehen.

Irish Fancy gescheckt
Irish Fancy gescheckt weißgrundig

Haltung und Zucht

Der Irish Fancy ist eine sehr muntere Rasse, die problemlos in großen Flugvolieren gehalten werden kann. Hierin entwickeln sich die Vögel den Sommer über problemlos und stärken durch Freiflug und viel Bewegung ihre Muskulatur. Auch baden die Vögel sehr gerne und ausgiebig. Tägliches Baden bringt das Gefieder in eine wahrhaft hervorragende Kondition und hilft den Vögeln zudem gut durch die Mauser zu kommen. In dieser wichtigen Entwicklungsphase fördert das ausgiebige Putzen nach dem Bad die Gefiederentwicklung und befreit nachwachsende Federn von ihrer anfänglichen Hornumhüllung. Nach der sechsten Lebenswoche beginnt normalerweise die Mauser der Jungvögel und zieht sich in der Regel über einen Zeitraum von ca. sechs Wochen hin. Das Großgefieder wird im ersten Jahr nicht gewechselt und man muss besonderes darauf achten, dass die Jungvögel ihr Großgefieder unversehrt durch die Mauser bringen. Wächst auch nur eine Feder des Großgefieders nach, kann sich hierin schon der Unterschied zu einem späteren Siegervogel verbergen.

Irish Fancy Gelb nichtintensiv
Irish Fancy Gelb nichtintensiv

An die Fütterung stellt der Irish Fancy keine besonderen Ansprüche und er begnügt sich mit einer ausgewogenen Saatmischung für Kanarien. Wie bei allen Rassen darf auch hier der Grit nicht fehlen. Dieser deckt den Mineralbedarf der Vögel und ist zudem als Verdauungshilfe unerlässlich.

Die Vögel freuen sich über jegliche Abwechslung bei der Fütterung von ungespritztem Grünfutter. So mögen sie besonders Broccoli, Spinat, Kopfsalat, Gurke, Chicorée oder Kohl – egal ob aus dem eigenen Garten oder frisch vom Händler. Gerne genommen werden auch gefrorene Erbsen, die man in einem kleinen Napf reichen kann und die die Vögel einige Zeit beschäftigen. Nicht zu vergessen sind die Wildkräuter wie z. B. Vogelmiere oder Löwenzahn. Diese stehen ab dem Frühjahr in großen Mengen kostenlos zur Verfügung und können ständig frisch besorgt werden.

Während der Zuchtzeit ist ein gutes Eifutter selbstverständlich unerlässlich. Hier hat nach unserer Kenntnis jeder Züchter sein eigenes Erfolgsrezept und schwört auf seine ganz individuelle Mischung. Wichtig ist, dass die Vögel das Eifutter gerne fressen. Einmal an eine Rezeptur gewöhnt, sollte man nach Möglichkeit keine unnötigen Veränderungen vornehmen. Warum sollte man auch etwas verändern oder gar komplett umstellen, wenn doch alles perfekt läuft? Auch außerhalb der Zuchtzeit sollte man zur Bereicherung des Futterplans einmal in der Woche etwas Eifutter verfüttern.

Wer diese Rasse pflegt, wird viel Freude an diesen quirligen Vögeln haben. Die hervorragenden Zuchteigenschaften bringen in der Zucht eine beachtliche Anzahl an Jungvögeln, sodass durch kompromisslose Selektion Jahr für Jahr enorme Verbesserungen der Rassemerkmale erreicht werden können.

Insbesondere aus dem europäischen Ausland wird der jüngsten Positurkanarienrasse eine erhöhte Aufmerksamkeit entgegengebracht. Besonders die Italiener, aber auch unsere Nachbarn aus Dänemark, Belgien und den Niederlanden widmen sich verstärkt dem Irish Fancy. Auch bei uns in Deutschland bekommen wir immer mehr Irish Fancy zu sehen. Es hat sich bereits in unserem Land eine recht beachtliche Gruppe namhafter Züchter und Liebhaber dieser Rasse gebildet, die sich der Weiterentwicklung des Irish verschrieben hat.

Text: Thomas Müller, Uwe Feiter – veröffentlicht im „Der Vogelfreund“ 4/2013 Überarbeitet durch Norbert Schramm

Fachgruppe im DKB

Für den Irish Fancy ist im Deutschen Kanarien- und Vogelzüchterbund e.V. die Fachgruppe der Farben- und Positurkanarien zuständig.

Im Bereich der Sachkunde findet man Erstinformationen zur Kanarienhaltung.

Fragen zum Irish Fancy

Fragen zum Irish Fancy haben wir in Unterartikeln aufgelistet und hier aufgeführt.
Bei weiteren Fragen kontaktieren Sie uns gern.

Quellen und Literaturangaben

Positurkanarienstandard des Deutschen Kanarien- und Vogelzüchterbundes e.V. (Stand 2020), Loseblattsammlung

H. Claßen, W. Kolter: Die Positurkanarien. Eigenverlag Rheinmünster, 2005.

T. Müller, U. Feiter: Faszination Positurkanarien – eine Leidenschaft für’s Leben. Palm Druck & Verlag, Baesweiler, 2013.

N. Schramm: Kompendium-Kanarien, Band 3, Positurkanarien aus aller Welt. Books on Demand, Norderstedt, 2022.

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